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Vorteile intelligenter Nahwärmenetze

Lohnt sich diese innovative Form der Energieversorgung? Michael Westermaier, Leiter Vertrieb & Marketing vonratiotherm über die Vorteile.
Lisa Grüner
Vorteile intelligenter Nahwärmenetze
© ImmoFokus

Ein Blick nach Deutschland zeigt, immer mehr kreative und mutige Gemeinden nehmen ihr „Energie-Schicksal“ selbst in die Hand und entscheiden sich für eine neue, innovative Form der Energieversorgung – das sogenannte „Intelligente Nahwärmenetz“. Lohnt sich diese ressourcenschonende Form der Wärmeversorgung? Eine Vorteilsbetrachtung.

Vorteilsargumentationen für Anschlussteilnehmer 

Für den Anschlussteilnehmer – unabhängig, ob integrierter Privathaushalt oder gewerblicher Kleinbetrieb – gibt es eine ganze Reihe an überzeugenden Argumentationen, welche für die Einbindung in ein „Intelligentes Nahwärmenetz“ sprechen. So muss man sich beispielsweise grundsätzlich nicht mehr um die Wärmeversorgung im Hause kümmern, da ein Nahwärmenetz immer den gesamten Wärmebedarf einer Immobilie abdeckt. Zudem umgehen die Anschlussteilnehmer die ab 2021 geltende CO2-Bepreisung, während man auf der anderen Seite dank des geringen Primärenergiefaktors eines Nahwärmenetzes ein Maximum an Förderung zulässt und zugleich das „CO2-Gewissen“ beruhigt. 

Ein weiterer Pluspunkt: Geringe bis keine Wartungskosten für diese Anlagentechnik (je nach Betreibermodell), da Wärmepumpen nicht sehr wartungsintensiv sind. Auch sind die Kosten für die Wärmeversorgung klar im Vorfeld definiert und damit planbar, Wärmepreise sollten immer für eine längere Periode abgeschlossen werden. Damit macht sich der Kunde/Verbraucher auch nicht abhängig von den stark volatilen Märkten fossiler Brennstoffe wie Öl und Gas. Und zu guter Letzt beansprucht diese Lösung kaum Platz im Objekt. 

Vorteilsargumentationen für Netz-Betreiber  

Investitions- und Fixkosten sind bei kalten Nahwärmenetzen (10 °C) nahezu identisch mit dem Aufwand bei einem herkömmliches Nahwärmenetz. Kalte Netze sind durch die einfache Leitungsverlegung von günstigen, ungedämmten Rohren im ersten Schritt günstiger, dafür muss aber ein Sondenfeld erstellt werden – was die Vorteile der günstigen Leitungen wieder aufwiegt. Auch ist mehr Stromaufwand für die Wärmepumpen nötig, was die Betriebskosten dieses Netztyps deutlich steigert. Dies liegt darin begründet, dass der COP einer Wärmepumpe im rein kalten Netz deutlich schlechter ist, als in Netzen die gleitend oder durch solarthermische Unterstützung auf höherem Temperaturniveau laufen. 

Alle anderen „Intelligenten Netzvarianten“, die auf höheren Temperaturniveaus betrieben werden, verwenden isolierte und damit teurere Rohre und müssen in eine Heizzentrale investieren.  Allerdings ist aus heutiger Sicht eine höhere „Fixkosten-Investition“ deutlich planbarer, als die volatilen Betriebskosten der dezentralen Wärmepumpen. Auf den Wärmepreis hat das insgesamt kaum Auswirkungen, der ist in allen Netzvarianten (auch im klassischem Nahwärmenetz) in etwa ähnlich. 

Last but not least sollte noch erwähnt werden, dass durch die abgesenkte Netztemperatur die Strahlungsverluste im Netz deutlich geringer werden. Daraus resultiert letztendlich auch der wirtschaftliche Mehrgewinn aus alternativer Nahwärme. Moderne Netz- und Kommunikationstechnik ermöglicht zudem die bedarfsgerechte Erzeugung von Energie, immer häufiger auch durch Einbeziehung von Künstlicher Intelligenz zur Verbrauchsanalyse, Forecast des Wetterberichtes sowie Vorausberechnung des voraussichtlichen Verbrauchs und Abrechnung mittels Mausklick. Solche Systeme können an die bestehenden Softwaresysteme des Contractors angebunden werden. 

Weitere Möglichkeiten der Überwachung (Fernwartung, vorausschauende Planung von Wartungen) machen den Betrieb eines solchen Netzes für Contractoren kalkulierbar, kostengünstig und damit überschaubar. Die Zukunftschancen für diese Art der Gebäudeversorgung sind grundsätzlich positiv zu bewerten. Die Sektorkopplung wird hier 1:1 umgesetzt und deckt alle Bereiche ab. Dabei gelingt die 100%ige Loslösung von fossilen Energien bei einem zugleich möglichst hohen solaren Deckungsbeitrag. Dennoch ist noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten, damit solche Projekte leichter umsetzbar werden. Zurzeit gelten „Intelligente Nahwärmenetze“ in Deutschland immer noch als Nischentechnologie. Laut einer aktuellen Studie des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) stammt gerade einmal knapp 14 % der Heizwärme in deutschen Haushalten aus Nah- und Fernwärmenetzen. Wobei die Versorgung aus „Intelligenten Netzen“ sicherlich deutlich unter einem Prozent liegt. 

Durch Fördermechanismen seitens des Bundes (BAFA Förderung Wärmenetz 4.0) nimmt das Thema zwar jetzt deutlich an Fahrt auf. Dennoch zögern noch viele Gemeinden und Contracting-Unternehmen in diese Technik zu investieren, da gerade der rechtliche Rahmen oft schwierig ist. Auch muss eine solche Energieversorgung sehr früh in die Planung aufgenommen werden. Dadurch entstehen lange Vorlaufzeiten sowie oft auch lange Entscheidungswege. Hier müssten in Zukunft frühzeitige positive Impulse seitens der Stadtplaner und der verantwortlichen Kommunalpolitik kommen. Dann hätten wir gute Chancen, dass sich „Intelligente Nahwärmenetze“ von einer Pioniertechnologie zu einem etablierten Trend der ressourcenschonenden Wärmeversorgung in Deutschland entwickeln.