Bei der Umnutzung von Warenhäusern in Mixed-Use ist eine fundierte Rentabilitätsberechnung im Vorfeld zentral / In deutschen Metropolen ist eine l / In C- und D-Städten hingegen ist die Rentabilität oft nicht gegeben / Hier ist ein stärkeres Engagement der Kommunen gefragt
Die neue PwC-Studie „Transformation der Innenstädte“ analysiert die Wirtschaftlichkeit ehemaliger Warenhäuser in Deutschland, wenn diese in Mixed-Use-Objekte umgebaut werden sollen. Zu diesem Thema gab es bislang kaum Untersuchungen, obwohl eine solche Vorabberechnung essenziell ist. Die neue PwC-Studie will das ändern. Ein wichtiges Ergebnis: Entscheidend für die spätere Rentabilität sowie den Werterhalt der Immobilie ist die Größe der Stadt: In guten Lagen von A- und B-Städten lassen sich ehemalige Warenhäuser nach der Umnutzung profitabel bewirtschaften. Das liegt vor allem an den erzielbaren Mieten. Diese sind weitaus höher als in kleineren Städten (C- und D- Städte).
Ausgewertet wurden die Daten von 37 Kaufhäusern, die zwischen Juni 2023 und Januar 2024 geschlossen wurden. Die meisten befinden sich im Westen und Süden Deutschlands. Zur Abschätzung der Wirtschaftlichkeit von baulichen Maßnahmen zur Umnutzung setzt die Studie das sogenannte Residualwertverfahren ein. Dabei wird der Wert der Immobilie nach ihrem Umbau mit den dazu erforderlichen Umbaukosten abgeglichen. Daraus lässt sich ableiten, ob die Investitionen in eine Umnutzung sinnvoll sind.
„Mit unseren Studienergebnissen wollen wir einen Beitrag zur Versachlichung der Diskussion um die Umnutzung ehemaliger Kaufhäuser in Deutschland leisten“, erläutert Benjamin Schrödl, Partner im Bereich Deals bei PwC Germany und Leiter der Studie.
Je nach Größe der Stadt unterschiedlich hohe Baukosten
In die Berechnung flossen verschiedene Standortdaten ein wie beispielsweise die Einwohnerzahl, der Bodenrichtwert sowie die durchschnittlichen Umbaukosten, die in das ehemalige Warenhaus fließen müssen, um das Gebäude marktfähig zu machen. Diese liegen in Ballungsräumen im Schnitt bei 3.000 Euro pro Quadratmeter; in kleineren Städten bei 2.000 Euro pro Quadratmeter. Die nötigen baulichen Eingriffe betreffen zumeist die Tragwerkstruktur. Darüber hinaus sind unter anderem Anpassungen der Grundrisse und des Brandschutzes nötig. Oft müssen zusätzliche Aufzüge und Treppenhäuser eingebaut und die gesamte Haustechnik erneuert werden. Je nach Gebäudetyp und Baujahr ist es eine große Herausforderung, natürliches Licht ins Gebäudeinnere zu lenken. Manche Objekte stehen zudem unter Denkmalschutz, was einen Umbau zusätzlich verkompliziert.
Große Unterschiede der erzielbaren Mieten zwischen A- und C-Städten
Die mittlerweile große Erfahrung bei der Umnutzung von Kaufhäusern zeigt, dass eine anschließende Mischung aus Einzelhandel, Büro, Wohnen, Gastronomie, Hotel beziehungsweise Seniorenwohnen sinnvoll sind. So lässt sich am ehesten ein lebendiges und vielfältiges innerstädtisches Quartier mit einer positiven Ausstrahlung in die Nachbarschaft schaffen.
Zentral für die Wirtschaftlichkeit und Werthaltigkeit einer Umnutzung sind die erzielbaren Mieten: Wird nach der baulichen Veränderung ein Teil der Flächen von einem Gastronomiebetrieb genutzt, liegt in A-Städten die durchschnittliche Miete bei 34 Euro pro Quadratmeter Nutzfläche. In einer C-Stadt beläuft sie sich im Schnitt auf lediglich 22 Euro pro Quadratmeter. Bei Wohnungen liegt sie in A-Städten bei 26 Euro und in C-Städten bei 16 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Auch bei anderen Nutzungsarten wie Büro, Einzelhandel und Seniorenwohnen liegt die Differenz der erzielbaren Mieten im Vergleich von A- zu C-Städten in einer ähnlichen Größenordnung. In D-Städten liegen erwartbaren Mieten nochmals niedriger.
„In A- und teilweise B-Städten liegt demnach das abgeleitete Residuum auf einem vergleichbaren Niveau wie bei bisherigen Warenhaus-Transaktionen. Umbauten in Mixed-Use sind hier in der Regel sinnvoll“, fasst PwC-Studienleiter Benjamin Schrödl zusammen.
In vielen Mittelstädten zeigt sich hingegen ein Dilemma: Einerseits spielen (ehemalige) Warenhäuser oft eine wichtige Rolle in den Einkaufsstraßen. Sie prägen das Stadtbild und sind Ankerpunkte für Einzelhandel und Gastronomie. Andererseits rechnen sich an diesen Standorten kaum aufwändige Umbauten zu mischgenutzten Objekten. „Der später erzielbare Mietertrag stünde in einem großen Gegensatz zu den nötigen Umbaukosten. Wirtschaftlich orientierte Investoren werden unter diesen Begebenheiten nicht investieren. Daher sollten betroffene Kommunen Konzepte für eine finanzielle Unterstützung von Entwicklern kreieren. Das können beispielsweise Baukostenzuschüsse sein oder der Ankauf des Warenhaus-Grundstücks durch die Gemeinde“, rät Experte Benjamin Schrödl.
Häufig bündeln die Gebäude zudem einen großen Teil der gesamten innerstädtischen Verkaufsfläche. Werden sie aufgegeben, sinkt auch die Kundenfrequenz in den angrenzenden Läden, Restaurants und Cafés. Das kann eine Negativspirale in Gang setzen.
PwC befasste sich bereits mehrfach mit der Zukunft der Warenhäuser. So erschien 2020 eine Studie, die aufzeigte, welche Konzepte für die damals 52 geschlossenen Warenhäuser besonders zielführend sind. Eine weitere Analyse beschäftigte sich 2022 mit der rechtlichen Machbarkeit von Umbauten zu Mixed-Use-Immobilien.