Die Situation spitzt sich immer weiter zu und für immer mehr Menschen in Österreich wird Wohnen zu einer finanziellen Herausforderung. In den letzten Jahren herrsche in Österreich eine Politik für Spekulanten, an Stelle einer Politik für Mieter, so Becher. Für sie sind auch die Schuldigen schon ausgemacht: Spekulanten seien Schuld an den stark steigenden Preisen.
Becher bemüht auch gleich eine Statistik. 60 Prozent der Mietwohnungen am privaten Wohnmarkt in Österreich würden heute nicht mehr den Preisgrenzen des Mietrechtgesetzes unterliegen, womit auch der Preisschutz nicht vorhanden ist und die Miethöhe damit beliebig ist.
Das Sample "60 Prozent der Mietwohnungen am privaten Wohnmarkt in Österreich ..." ist wohlgewählt - aber halt Statistik. Man muss einfach genauer hinschauen - und das Problem eingrenzen. Denn in Wien - und hier drückt der Schuh "Leistbares Wohnen" am stärksten - sieht die Sache deutlich anders aus. Auf den Punkt gebracht: Genau umgekehrt. In Wien wohnen 60 Prozent der Haushalte in Genossenschafts- oder Gemeindewohungen- und zahlen zwischen fünf und neun Euro Bruttomiete pro Quadratmeter. In Summe sind das 220.000 Gemeindewohnungen und rund 185.000 Wohnungen im Eigentum von gemeinnützigen Wohnbauvereinigungen.
„Der Markt kann es nicht, es muss gesetzlich für leistbares Wohnen gesorgt werden“, lässt nichts gutes erwarten. Immwer wieder wird die Idee von gedeckelten Mieten aus der Schublade gezogen.
Die Vorsitzende der Mietervereinigung warnt, dass schon bald eine weitere Kostenexplosion drohe, nämlich im Rahmen der Richtwertanpassung, die im Frühjahr 2022 zu erwarten sei und mit rund 6 Prozent von Instituten geschätzt würde. Davon wären rund 750.000 Mieter in Österreich betroffen. In Wien würden die Richtwerte von 5,81 Euro auf 6,16 Euro pro Quadratmeter steigen. Bei einer 80-Quadratmeter-Wohnung in einem Altbau in Wien werden das Mehrkosten von rund 370 Euro im Jahr sein“, so die Expertin, die gleich im Einklang mit der SPÖ-Wohnbausprecherin fordert, dass diese Anpassung auch 2022 neuerlich auszusetzen sei, „aber auch das wird nicht reichen“, sind die beiden überzeugt. Perfekt. Bei der nächsten Indexanpassung machen dann die Mehrkosten pro Jahr 555 Euro aus. Aber das macht ja nix.
„Der Markt kann es nicht, es muss gesetzlich für leistbares Wohnen gesorgt werden." Gegenvorschlag: Wie wäre es, wenn man einmal Markt zulassen würde, bevor man über ihn herzieht. In der DDR gab es kaum noch private Hausbesitzer. Wohnhäuser wurden größtenteils von Wohnungsgenossenschaften verwaltet. Das Endergebnis kennen wir - dieses Experiment muss man nicht wiederholen. Auf diese Weise erreicht man nur eines: Man vertreibt die Investoren.