News

Weltweiter Boom bei Firmenübernahmen in Österreich kaum spürbar

Der globaler M&A-Markt erreichte im ersten Halbjahr Rekordvolumen von 2,6 Billionen Dollar. Die Anzahl der Transaktionen in Österreich erreichte Vorkrisenniveau, so Eva-Maria Berchtold, Partnerin und Leiterin der Strategie- und Transaktionsberatung (Strategy and Transactions) bei EY Österreich.
Michael Neubauer
Eva-Maria Berchtold
Eva-Maria Berchtold
© EY Österreich
  • Zahl der Transaktionen in Österreich stieg im ersten Halbjahr 2021 leicht von 133 auf 147 – damit kehrt der heimische Transaktionsmarkt auf das Vor-Corona-Niveau zurück
  • Volumen in Österreich fiel dagegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 8,2 Milliarden Euro auf 4,0 Milliarden Euro
  • Das Volumen des 1. Halbjahres 2021 wurde im Wesentlichen von den Top-3-Deals getrieben, welche zusammen zwei Drittel des gesamt verzeichneten Transaktionsvolumens ausmachten
  • Die meisten Übernahmen fanden im ersten Halbjahr 2021 im Immobiliensektor statt, gefolgt vom Technologie- und Industriesektor

Während die Erholung der Weltwirtschaft vom Corona-bedingten Einbruch auch die Firmenübernahmen weltweit beflügelt und sowohl bei Anzahl der Transaktionen als auch beim Volumen neue Spitzenwerte erreicht werden, hinterlässt der globale M&A-Boom in Österreich kaum Spuren. Die Anzahl der Transaktionen stieg in Österreich im ersten Halbjahr 2021 von 133 auf 147, was ungefähr dem Niveau vor der Corona-Krise entspricht.

Weltweit haben die Mergers & Acquisitions im ersten Halbjahr mit einem Gesamtvolumen von 2,6 Billionen Dollar (2,22 Billionen Euro) einen neuen Rekordwert erreicht, wie aus einer Analyse der Unternehmensberatung EY hervorgeht. Vor einem Jahr betrug dieser Wert nur 926 Mrd. Dollar. Vor der Coronakrise waren es in den Jahren 2015 bis 2019 nur 1,6 Billionen Dollar pro Jahr gewesen. Mehr als die Hälfte der Firmenübernahmen fanden laut EY in den ersten sechs Monaten 2021 in Nordamerika statt.

Getrieben wird dieser Höhenflug laut EY vor allem durch Private-Equity-Investoren und eine Vielzahl an SPACs (Special Purpose Acquisition Companies), also Firmenhüllen, die über einen Börsengang Geld einsammeln und dann in nicht-börsennotierte Unternehmen investieren.

In Österreich nahm das Gesamtvolumen der Übernahmen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sogar von 8,2 Mrd. auf 4,0 Mrd. Euro ab, also ungefähr auf das Niveau von 2019. Allerdings hat im Vorjahr allein der Borealis-Deal der OMV rund die Hälfte des gesamten Transaktionsvolumens ausgemacht.

Der Großteil des veröffentlichten Transaktionsvolumens in Österreich - das Volumen wurde nur bei 17,7 Prozent aller Deals bekanntgegeben - entfiel auf drei Übernahmen, die zusammen zwei Drittel der gesamten Investitionssumme ausmachen: den Kauf von 33,6 Prozent an der CA Immobilien Anlagen AG durch die Starwood-Beteiligungsgesellschaft SOF-11 Klimt CAIS um 1,157 Mrd. Euro, die Übernahme von 80 Prozent der Schur Flexibles Holding durch die B&C Industrieholding um 720 Mio. Euro und den Kauf des polnischen Papier- und Kartonwerks International Paper-Kwidyzn durch die Mayr-Melnhof Karton AG um 703 Mio. Euro. 

Weltweit geht der M&A-Markt gerade durch die Decke und erreicht ein Rekordhoch. In Österreich ist von diesem Boom wenig zu spüren", sagt Eva-Maria Berchtold, die die Strategie- und Transaktionsberatung bei EY leitet. Allerdings sehe man nach den Lockdown-Monaten bereits einen leichten Anstieg der Deal-Aktivität. Viele Unternehmen würden sich nun neu organisieren und nach Übernahmezielen Ausschau halten oder Unternehmensteile abstoßen. "In Kombination mit der hohen Liquidität im Markt und dem anhaltenden Niedrigzinsumfeld erwarten wir ein starkes zweites Halbjahr am M&A-Markt", so Berchtold laut Mitteilung.

Nach Branchen betrachtet lag im ersten Halbjahr der Immobiliensektor mit 43 Deals vorne, gefolgt von Unternehmen aus dem Technologiesektor mit 28 Deals sowie der Industrie mit 24 Transaktionen. Die Anzahl der Übernahmen durch ausländische Investoren stieg um gut die Hälfte von 46 auf 71 Deals. (apa)