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Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben

Auch für Luxuswohnungen wachsen die Preise nicht in den Himmel, das müssen viele Entwickler schmerzlich zu Kenntnis nehmen. Viele haben nach wie vor überzogene Preisvorstellungen. Die reichen Russen, die alles kaufen, die gibt es nicht mehr. Das werden viele Entwickler leidvoll erkennen müssen – auch wenn die Immobilienwirtschaft brummt.
Michael Neubauer

Im „Goldenen Quartier“ in der Wiener Innenstadt wechselten kürzlich zwei Luxuswohnungen ihren Besitzer. Der Deal spülte 8,78 bzw. 7,05 Millionen Euro in die Kassen von René Benkos Signa. Ein wohl schwacher Trost, denn das „Goldenen Quartier“ läuft, wie in der Branche zu hören ist, nicht so richtig und dürfte für so manche Sorgenfalte auf seiner Stirn verantwortlich sein. „Das Goldene Quartier ist eine Herausforderung", meinte kürzlich Rainer Trefelik, der Obmann des Wiener Handels in einem Interview. Es sei zwar schön gestaltet, aber ein Pech, dass es eine zeitgleiche Überschneidung mit dem Wegfall einer wichtigen Kundengruppe gegeben habe. Der Rubel rollt aufgrund der Ukraine-Krise, der Sanktionen und der Abwertung der Währung nicht mehr wie in den vergangenen Jahren, worunter vor allem die Luxus-Branchen leidet. Um Immobilien Tycoon René Benko muss man sich wohl keine Sorgen machen. Um so manch anderen Immobilienentwickler oder Bauträger jedoch sehr wohl. Wer mit offenen Augen durch Wien geht, kann das eine oder andere Immobilien-Projekt sehen, das nicht so recht vom Fleck kommt oder Luxus-Dachbodenausbauten, die schon seit längerem einen Käufer suchen. Noch nie wurde im Luxus-Segment so viel gebaut. Doch die ersten Entwickler berichten im 4-Augen-Gespräch bereits von Verwertungsproblemen zu den erhofften Preisen. Dank der niedrigen Finanzierungskosten können es sich die meisten noch leisten, auf einen Käufer zu warten. Doch nicht nur steigende Zinsen erhöhen den Druck deutlich. Was ist die Ursache dafür? „Die haben schlicht weg zu spät angefangen, sind zu spät auf den Zug aufgesprungen“, kommentierte ein Marktteilnehmer. Auch für Luxuswohnungen wachsen die Preise nicht in den Himmel, das müssen viele Entwickler schmerzlich zu Kenntnis nehmen. Viele haben nach wie vor überzogene Preisvorstellungen. Die reichen Russen, die alles kaufen, die gibt es nicht mehr. Das werden viele Entwickler leidvoll erkennen müssen – auch wenn die Immobilienwirtschaft brummt. Denn da und dort kracht es im Gebälk. Voll erwischt hat es zum Beispiel bereits die Fertighausindustrie: Allein der Konkurs der Hanlo-Firmengruppe (OK Fertighaus GmbH – vormals HANLO-Fertighaus GmbH – Green Building Group GmbH, Bau mein Haus GmbH und TUWE GmbH) schlug sich mit über 40 Millionen zu Buche. Nicht besser erging es dem Fertighaus-Produzent Schachnerhaus, der 2014 von einer Investoren-Gruppe unter Führung von conwert-Gründer Günter Kerbler übernommen worden war, und seiner Tochter WIGO-Haus. Hanlo wurde mittlerweile vom Sanierungsexperten Matthias Calice übernommen und ist bereits wieder in der Offensive. Auch in der Fensterbranche – zuletzt mussten Silber Fensterbau, Pax Stabil und Frühlinger Insolvenz anmelden – steht eine weitere Marktkonsolidierung bevor.