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Wie sich die Pandemie auf die Immobilienfinanzierung auswirkt

Ein Gastkommentar von Erwin Soravia, Präsident der Vereinigung Österreichischer Projektentwickler (VÖPE).
Lisa Grüner
Soravia
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© ReinhardLang

Kaum eine Branche, die nicht direkt oder indirekt mit den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie zu kämpfen hat oder hatte. So auch wir Projektentwickler. Zu Beginn der Pandemie mussten Baustellen temporär geschlossen werden, was zu leichten Bauverzögerungen führte. Mittlerweile stehen wir in einigen Baustoffsegmenten vor der Herausforderung von Materialengpässen aufgrund der global stark gestiegenen Nachfrage. Nichtsdestotrotz lässt sich sagen: Die Baustellen wurden „Corona-fit“ gemacht, die Arbeit läuft.   

Nachfrage steigend

Was die Immobilie als Anlage und Investitionsgut betrifft, so war die Nachfrage schon vor der COVID-19-Pandemie aufgrund der allgemeinen Zins- und Finanzierungssituation sehr groß. Die Krise wirkte als Verstärker, was auch die Banken spüren. Definitiv kann man mittlerweile von einer Kreditklemme in Bezug auf Neuprojekte sprechen, die Anforderungen an Eigenkapitalquoten nehmen zu. Betrachtet man die unterschiedlichen Asset-Klassen, so stellen sich die Auswirkungen sehr unterschiedlich dar. Die meisten Segmente wurden von den Banken gerne mitgetragen, insbesondere Projekte aus den Bereichen Wohnen, Gewerbe und Logistik wurden positiv aufgenommen. Die Logistik erlebte – wenig verwunderlich – sogar einen Boom, hingegen hatten Hospitality und Retail-Flächen eine durchaus schwierige Zeit.

Rolle der Banken   

Wie haben sich die Banken in der Krise verhalten? Sie waren zu Beginn sehr proaktiv und haben mit Waivern und flexiblen Stundungen bzw. Ratenverschiebungen Unterstützung geleistet. Auch Überbrückungslinien mit oder ohne Absicherungen konnten problemlos und schnell umgesetzt werden. Ein wichtiger Punkt war, dass der Kreditnehmer diese Vorteile an den Mieter bzw. Pächter weitergibt. Das haben wir als Bestandshalter gerne getan, da uns eine nachhaltige und vor allem langfristige Kooperation mit unseren Partnern am Herzen liegt. Unterm Strich gehe ich davon aus, dass Corona keine nachhaltigen Auswirkungen auf die Branche haben wird.

Ein anderes Thema aber beschäftigt uns bereits jetzt: die ab 2022 sukzessive in Kraft tretenden Evaluierungskriterien der Taxonomie-Verordnung zur nachhaltigen Finanzierung. Hier wird es zu erheblichen Umwälzungen in der Branche kommen. Um auch in der zukünftigen Finanzierungslandschaft nicht unter die Räder zu kommen, müssen wir in der Immobilienwirtschaft die Umwelt-Effekte noch stärker als bisher berücksichtigen. Dazu sind wir auch bereit. Der Wandel hat längst eingesetzt, und das ist gut so. In der VÖPE – Vereinigung Österreichischer Projektentwickler ist die Beschäftigung mit den Nachhaltigkeitszielen bereits jetzt eine unserer Schwerpunktaktivitäten. Wir gehen das Thema gemeinsam mit unseren Mitgliedern proaktiv an.