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Wiederaufbau von Notre-Dame in Paris dank 3D-Modell

Messdaten eines Laserscanners ermöglichten einen schnellen Abschluss der Arbeiten an der berühmten Kathedrale
Patrick Baldia
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© APA/AFP/Dimitar DILKOFF | Bis Ende 2024 sollen die Wiederaufbauarbeiten an der Kathedrale von Notre-Dame in Paris abgeschlossen sein

Am 15. April 2019 sorgte ein Brand im Dachstuhl der Kathedrale Notre-Dame de Paris im Zuge von Renovierungsarbeiten für einen riesigen Feuerwehreinsatz. Die Kathedrale zählt als Bestandteil des Denkmals Seineufer laut der UNESCO zum Weltkulturerbe. Die Bilder waren verheerend und doch konnte man von Glück im Unglück sprechen, dass der Brand neben dem völlig verwüsteten Dachstuhl „nur“ einen verhältnismäßig geringen Teil der reichhaltigen Kirchenausstattung durch Hitze, Rauch, Ruß und Löschwasser beschädigt hatte.

Als glückliche Fügung scheint hier beinahe, dass 2014 Messdaten eines Laserscanners der im 18. Jahrhundert erbauten Kathedrale aufgenommen wurden. Dadurch konnte ein 3D-BIM-Modell als Grundlage für den Wiederaufbau angefertigt werden.

3D-Modell als wichtiger Bestandteil des Wiederaufbaus

Zunächst nutzte man dieses 3D-Modell für die Schadensbewertung. Mittels Vergleichdes bestehendes Modells mit einer Darstellung nach dem Brand konntenVerformungen, die vom Inneren des Mauerwerks ausgingen, festgestellt undbewertet werden. Dies diente als Grundlage für die möglichen und notwendigen Sanierungsschritte aus baulicher als auch sicherheitstechnischer Sicht, da derartigeVerformungen oft mit freiem Auge nicht erkennbar sind, jedoch große Gefahren im Hinblick auf die Statik des Gebäudes bedeuten können.

Nachdem die Schadensbewertung abgeschlossen war, diente das 3D-Modell als Grundlage für virtuelle Simulationen für den Wiederaufbau. So konnten die an der Restauration beteiligten Spezialisten unterschiedliche Herangehensweisen testen und bewerten, bevor es an die reale Umsetzung ging.

„Die Modellierung historischer Gebäude ist nicht mit jener von Gebäuden aus der heutigen Zeit zu vergleichen. Es erfordert ein hohes Maß an Fachwissen, Erfahrung und Genauigkeit, da die Architektur vergangener Jahrhunderte oft komplex und detailverliebt ist. Erschwerend hinzu kommt, dass zu jener Zeit mit anderen Methoden und in ganz anderer Zeit gebaut wurde, als heute. Außerdem steht auchvwenig Datenmaterial wie Pläne oder ähnliches zur Verfügung“, erklärt Miviso Co-Founder und CEO Michael Danklmaier.

Die Profiteure von 3D-Modellen

Am häufigsten werden 3D-Modelle für die Analyse von Gebäuden für Sanierungen, Um- oder Zubauten und für die Implementierung von BIM oder CAFM eingesetzt. Der Mehrwert, den 3D-Modellierungen von denkmalgeschützten und historischen Gebäuden bieten, ist nochmal spezieller und gewinnt - insbesondere seit dem 15. April 2019 - zunehmend an Bedeutung. Denn die moderne 3D-Modellierung mit dem Einsatz von Laserscanning und hochauflösenden Fotografien ermöglicht es, komplexe, historische Gebäude in besonders hoher Qualität digital zu erfassen und für eine Vielzahl an Personengruppen nutzbar zu machen – ob Eigentümer, Denkmalamt, Historiker oder Spezialisten der Baubranche.

Argumente für 3D-Modell 

Der große Vorteil einer 3D-Modellierung wird für die Eigentümer spätestens bei  notwendigen Instandhaltungsarbeiten ersichtlich. Speziell Gebäude, die in die Jahre gekommen sind, müssen gut gepflegt und daher genau beobachtet werden, um Sanierungsmaßnahmen bei Bedarf zeitnah in die Wege leiten zu können, bevor der Schaden größere Ausmaße annimmt. Darüber hinaus dienen 3D-Gebäudemodelle als eine Art Datenbank, die im Falle von Schäden durch Naturereignisse, einem Brand oder ähnlichem bei der Schadensbegutachtung und -behebung unterstützen können, den Zustand des Gebäudes vor dem Schadensereignis weitestgehend wiederherzustellen.

Geschichte konservieren

„Diese Herausforderungen und Besonderheiten haben dennoch ihren Reiz“, unterstreicht Danklmaier und führt weiters aus: „Die Modellierung historischer und denkmalgeschützter Gebäude ermöglicht, die Schätze unserer Vergangenheit zu bewahren und zu erforschen. Durch präzise und detailreiche Modelle können wir die Architektur vergangener Epochen besser verstehen und erleben. Die enge  Zusammenarbeit von Fachleuten verschiedener Disziplinen ist dabei der Schlüssel,  um ein authentisches und genaues 3D-Modell zu erstellen. Die Zukunft der  Modellierung historischer Gebäude in 3D verspricht, uns noch tiefer in die Geschichte eintauchen zu lassen und macht es möglich, die Schönheit dieser Bauwerke für kommende Generationen zu bewahren.“

Dies gilt natürlich auch für die zahlreichen historischen Bauwerke in Österreich, die als Zeitzeugen einen bedeutenden Teil unserer Geschichte repräsentieren. MittelsModellierung in 3D können diese Gebäude und somit ein Stück unserer Vergangenheit, digital konserviert werden, sodass sie uneingeschränkt auch für zukünftige Generationen zugänglich sind.