Stolpert man bei Re-Use nicht immer wieder über den Begriff Recycling?
Markus Meissner: Ein großes Problem. Bei uns geht es prioritär um Re-Use. Im Englischen würde das niemand verwechseln — Recycling und Re-Use. Im Deutschen haben wir das Problem, dass das eine Verwerten und das andere Verwenden heißt. Der Unterschied liegt in zwei Buchstaben, und es hat sich als sehr schwer herausgestellt, diesen Unterschied in die Köpfe der Partner zu bringen. Reden wir mit potenziellen Projektpartnern, Bürgermeistern, Landesräten über Stoffe und Abfallwirtschaft, dann verstehen sie sofort Recycling. Der Begriff ist seit 30 Jahren bekannt, und sie schalten ab. Dann steht da groß Verwertung im Kopf, und ich komme gar nicht mehr dazu, das Verwenden zu erklären. Dabei ist gerade der Unterschied wichtig.
Warum ist die Begrifflichkeit so wichtig?
Wenn ich als Beispiel eine Sesselplatte aus dem Ferry-Dusika-Stadion hernehme, dann ist Re-Use: Ich nehme diese Sesselplatte und setze sie woanders ein. Recycling ist, ich schreddere sie und verwende die Holzschnitzel in einer Pressspanplatte wieder. Damit wird eines klar: Erhalte ich die Funktion des Produkts, habe ich einen viel höheren Wert. Beispielhaft gesagt: Für einen Metalltisch bekomme ich vielleicht wenige Cent Materialerlös beim Schrotthändler, kann ich aber den Tisch, der einen Neuwert von 150 Euro hatte, verkaufen, dann bekomme ich noch 10 Euro dafür — also ein Vielfaches. Im Gegensatz zu Recycling muss keine weitere Energie hineingesteckt werden.
Der Wandel ist im Gang …
Die Recycling-Baustoffverordnung hat viel bewirkt. Der Green Deal und die EU-Taxonomie haben dem Thema einen weiteren Schub gegeben. Das kommt uns und vor allem dem Umweltschutz sehr entgegen.
Wie sieht der Ablauf in der Praxis aus?
Wir haben Dienstleistungen identifiziert. Was wir gerne machen, ist Bodenbeläge und Zwischendecken entfernen und Schad- und Störstoffe erkennen, also Stoffe, die aus dem Gebäude rausmüssen. Dann können Beton, Ziegel, Stahl und Holz in die stoffliche Verwertung gegeben werden. Es darf aber nichts verschmutzt sein. In einem Betonbruch darf sich kein Parkettboden befinden, denn der verhindert, dass ich das wieder als Zuschlagmaterial in die Betonindustrie hineinbekomme. Das heißt, das Holz muss vorher raus.
Das komplette Interview können Sie jederzeit in der ImmoFokus Ausgabe 01 digital lesen.