Als Wien im Jahr 2018 beschloss, seinem internationalen Busverkehr ein neues, zentrales Zuhause zu geben, war das mehr als ein Infrastrukturprojekt. Es war der Versuch, Ordnung in ein seit Jahren wachsendes, aber chaotisches System zu bringen. Denn wer damals mit einem Fernbus nach Wien kam, konnte an mehreren, oft improvisierten Orten landen: beim Vienna International Busterminal in Erdberg, auf provisorischen Haltebuchten am Stadion oder an verstreuten Rändern der Stadt. Ein einheitliches, modernes Terminal – das hatte Wien trotz seines Status als europäische Drehscheibe nie besessen.
Der offizielle Startschuss fiel im September 2018. Der Standort war bald gefunden: ein Areal am Handelskai, nahe dem Ernst-Happel-Stadion. Ein Ort, der dank U-Bahn, Autobahnanschluss und großer Freiflächen ideal schien. Das Projekt versprach mehr als ein Busterminal. Es war Teil einer Vision, die Leopoldstadt weiter aufzuwerten: moderne Architektur, ein urbaner Verkehrsknoten, freundliche Warteräume, Servicebereiche, begrünte Dächer.
Als 2021 das Siegerprojekt des Architekturwettbewerbs präsentiert wurde, war die Richtung klar. Ein Terminal, das mit Transparenz, Leichtigkeit und Offenheit wirbt – ein Empfangstor für Millionen Reisende, das Wien international würdig repräsentieren soll.
Doch wie so oft bei großen Projekten geriet auch dieses ins Stocken. Die Investorengruppe, die das Terminal errichten sollte, verabschiedete sich 2023 abrupt aus der Partnerschaft mit der Stadt. Verträge wurden gekündigt, Planungen mussten überarbeitet werden. Die Vision wurde kleiner, pragmatischer: Hochhaus und Supermarkt verschwanden aus den Plänen, das Terminal rückte ins Zentrum der Überlegungen.
2024 stand schließlich fest, dass Wien das Projekt allein und in reduzierter, aber solider Form weiterführen würde. Der Zeitplan verschob sich jedoch deutlich – ein Terminal, das einst Mitte der 2020er-Jahre öffnen sollte, wird nun voraussichtlich erst 2029 seine ersten Busse an den Steigen empfangen.
Mit dem Start der Bauarbeiten im Dezember beginnt die Umsetzung eines Zukunftsprojekts. Der Spatenstich erfolgte am 9.12.2025 im Beisein von Barbara Novak (Amtsführende Stadträtin für Finanzen, Wirtschaft, Arbeit, Internationales und Digitales), Alexander Nikolai (Bezirksvorsteher Wien-Leopoldstadt), Markus Ornig (Wirtschaftssprecher NEOS) sowie Oliver Stribl (Geschäftsführer Wien Holding).
Die Realisierung des Gesamtprojektes wird stufenweise erfolgen: Zunächst entsteht der neue Fernbus-Terminal mit einem Hotel sowie einem Steg über den Handelskai und die Gleise der ÖBB, welcher den Terminal mit dem rechten Donauufer verbindet. In einer 2. Realisierungsstufe wird in Abhängigkeit stabiler immobilienwirtschaftlicher Rahmenbedingungen das im Ergebnis des Realisierungswettbewerbes und der vorliegenden Widmung vorgesehene Hochhaus umgesetzt. Die Wien Holding bringt dabei durch die WSE Wiener Standortentwicklung GmbH ihre umfassende Erfahrung in der Entwicklung und im Bau großer Infrastrukturprojekte ein.
Starke Partner für Bau und Betrieb der Verkehrsdrehscheibe und des Hotel
Mit dem Baustart sind alle für das Projekt wichtigen Partner fixiert. Den Betrieb des Terminals übernimmt ein erfahrenes Konsortium der Unternehmensgruppe Blaguss/Gschwindl/Dr. Richard, die BGR Busterminal GmbH. Blaguss, Gschwindl und Dr. Richard bündeln als Betreibergemeinschaft ihre umfassende Kompetenz im österreichischen Busverkehr.
Als Sieger des europaweiten Konzessionsverfahrens verantwortet die BGR Busterminal GmbH den Terminalbetrieb und bringt dabei jahrzehntelange Erfahrung im nationalen und internationalen Linienverkehr sowie modernste Busflotten und hohe technische Standards ein. Der Terminal wird an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr geöffnet sein und Passagier ein komfortables, sicheres und zeitgemäßes Reiseerlebnis bieten: 30 überdachte Haltestellen, großzügige Wartezonen mit kostenfreiem WLAN, Ticket- und Informationsschalter, digitale Leitsysteme sowie ein vielfältiges Gastronomie- und Shop-Angebot schaffen optimale Rahmenbedingungen. Barrierefreie Sanitäreinrichtungen, Schließfächer, ein Wickel- und Stillraum sowie Ruheräume für Buslenker*innen ergänzen das Serviceangebot. Das strukturierte Verkehrs- und Sicherheitskonzept sorgt zudem für geordnete Passagierströme und klare Wegeführungen zwischen Wartezonen und Haltestellen.
Im zweigeschoßigen Betriebsgebäude entlang des Handelskai entstehen darüber hinaus Räumlichkeiten für polizeiliche und behördliche Dienste, um Sicherheit und Einsatzfähigkeit direkt vor Ort zu gewährleisten. So garantiert die BGR einen reibungslosen, effizienten und komfortorientierten Betriebsablauf für alle Reisenden.
Ebenfalls fixiert ist die Kooperation zum Betrieb des Hotels: Betrieben von der Odyssey Hotel Group entsteht unter der Marke Radisson RED ein modernes Lifestyle-Hotel mit 220 Zimmern, umgesetzt in langfristiger Partnerschaft mit der Radisson Hotel Group. Das Haus wird mit Restaurant, Bar und offenen Begegnungszonen ein lebendiger Treffpunkt für Reisende, Veranstaltungsbesucher und die Anrainer.
Die Odyssey Hotel Group zählt zu den wachstumsstarken Hotelbetreibern Europas und verfügt über langjährige Erfahrung in der Führung internationaler Markenhotels. Das Unternehmen managt derzeit 25 Hotels mit mehr als 3.800 Zimmern in Belgien, Finnland, Deutschland, den Niederlanden, Schweden und Spanien und baut sein Portfolio kontinuierlich aus.
Verwertung des Hochhaus-Bauplatzes erst bei besserer Marktsituation
Als Konsequenz aus der anhaltend schwierigen Marktsituation bei Büroimmobilien wird das Gesamtprojekt in einem ersten Schritt ohne das im Gesamtprojekt enthaltene Hochhaus im Süden des Projektareals in Angriff genommen. Eine spätere Realisierung ist weiterhin möglich und geplant. Der Standort Handelskai ist selbstverständlich auch bei modularer Realisierung des Gesamtprojekts verkehrstechnisch ideal und bietet alle notwendigen infrastrukturellen Voraussetzungen.
Die Vienna Terminal & Hospitality Development GmbH (VTH) wird als Tochterunternehmen der WSE Wiener Standortentwicklung GmbH die Errichtung des Bus-Terminals und des Hotels verantworten. Der Kapitalbedarf bis zur Inbetriebnahme im Jahr 2029 liegt bei rund 158 Millionen Euro. Die Stadt Wien stellt für die Sicherstellung einer eigenwirtschaftlichen Umsetzung im Rahmen der Beteiligungsstruktur der Wien Holding temporäre Eigenmittel in der Höhe von 45 Millionen Euro als Zwischenfinanzierung zur Verfügung. Die zur Verfügung gestellten temporären Eigenmittel sollen im Laufe der gesamthaften, stufenweisen Projektrealisierung wieder an die Stadt Wien zurückgeführt werden.
Der von Burtscher-Durig ZT GmbH entworfene Terminal vereint architektonische Qualität mit funktionaler Effizienz und nachhaltiger Stadtgestaltung. 30 überdachte Busbuchten, barrierefreie Wegeführung, digitale Orientierungssysteme und ein lichtdurchlässiges, begrüntes Dach schaffen eine helle, offene Atmosphäre für Reisende.
Die direkte Anbindung an die A23 über die Anschlussstelle „Handelskai“ entlastet die umliegenden Straßen und verbessert die Verkehrssituation im Umfeld deutlich. Neue Rad- und Fußwege auf einer modernen Brücke über den Handelskai ermöglichen attraktive Verbindungen zum Donauufer. Begrünte Aufenthaltszonen, E-Ladeinfrastruktur für Fernbusse und innovatives Regenwassermanagement verbinden Mobilität, Umwelt und Stadtentwicklung auf nachhaltige Weise.