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Wiener Bauordnung – gegen Klima- und Umweltschutz

Die Herausforderung ist eindeutig der Klima- und Umweltschutz. Die Immobilien sind für ein Drittel des CO2-Ausstoßes verantwortlich. Daher sollten wir im Bestand sanieren – so viel wie nur geht.
Michael Pisecky
PISECKY, Michael (sREAL)
PISECKY, Michael (sREAL)
© sREAL/REMG

Das bedeutet: Den Energieverbrauch optimieren, in der gebauten Stadt nachverdichten und weitere Einheiten schaffen und die Nutzungen intensivieren. Wenn die Immobilien weniger Energie verbrauchen, senken wir den CO2-Ausstoß und die Energiekosten. Wenn wir niedrige Immobilien aufstocken oder überbauen, schaffen wir neue Einheiten, ohne zusätzlichen Grund und Boden zu versiegeln, und nutzen die bestehende Infrastruktur noch besser. Wenn wir uns überlegen, wie Liegenschaften, speziell solche, die seit langem leer stehen oder nur stundenweise in Verwendung sind, auch anderweitig genutzt werden können, sparen wir dadurch Neubauten. 

Man sollte daher sanieren, umbauen und zubauen im Bestand, um immer höhere, flexiblere – weil mehrfach nutzbare – und effizientere Gebäude zu schaffen. Nicht zu vergessen: Hier ist auch die Überhitzung der Städte zu berücksichtigen und möglichst viel Grün zu schaffen in Innenhöfen, durch grüne Fassaden etc.

Objektive Maßstäbe sind gefragt

Ich verstehe, dass eine Stadt mitentscheiden möchte, welche Häuser abgerissen werden dürfen und welche nicht. Hier sind objektive Maßstäbe zu entwickeln, damit für Eigentümer und auch Bewohner Klarheit besteht. Eine Mitsprache beim Abriss, wie in der Bauordnungsnovelle im Vorjahr verankert, ist daher klar, die Umsetzung, keine Abrisse mehr zu genehmigen, ist nicht klar. Im Gegenteil, es verhindert Maßnahmen, die dem Klima- und Umweltschutz dienen, es verhindert Sanierungen, es verhindert die Errichtung weiterer Wohnungen in der gebauten Stadt, es verhindert Investitionen – und es vernichtet Werte. 

Das Ergebnis: Eine solche Vorgangsweise schafft schlechte Häuser mit schlechter werdender Wohnqualität mit dem kurzfristigen politischen Motiv, Wohnungen in der Preisregelung des Mietrechts zu erhalten. Dieser Preis ist hoch, zu hoch und erhält billige Wohnungen in Ruinen. 

Nicht die Novelle, die Art der Umsetzung ist das Problem!

Dazu kommt jetzt ein weiterer Anschlag gegen den Klima- und Umweltschutz. Man möchte „Monsterbauten“ verhindern, die – nur nebenbei bemerkt – der Bauordnung entsprechen, und verunglimpft im gleichen Atemzug die Entwickler. Wenn man im mehrgeschoßigen Wohnbau große Einheiten verhindert, dann heißt das kleinere Einheiten und damit schlechtere Energiebilanz und mehr Grundverbrauch – das können wir nicht wollen. Wenn man fragt, wer in solchen großen Bauten wohnen will, dann müssen wir als Antwort wohnwertere Projekte entwickeln und nicht verkleinern. 

Und wenn wir den Einfamilienhausbereich schützen wollen, dann, und jetzt verärgere ich einen großen Teil der Österreicher, schützen wir die dem Klima- und Umweltschutz am meisten widersprechende Wohnform. 

Daher können wir nur hoffen, dass der Klima- und Umweltschutz auch im Wohnbauressort der Stadt Wien und in den Bauordnungsnovellen in Zukunft wieder einen hohen Stellenwert erhält.

KR Michael Pisecky ist Geschäftsführer der s Real und  Obmann der Wiener Fachgruppe der Immobilien- und  Vermögenstreuhänder.