Die Preisschere bei den Mieten geht in den Wiener Bezirken weiter auseinander. In den teuren Gegenden steigen die Preise weiter, in den günstigen sinken sie sogar leicht. Das zeigt eine Mietpreisanalyse von immowelt.at. In dieser wurden die Gesamtmieten in den 23 Wiener Bezirken von Jänner bis September 2020 mit dem Vorjahreszeitraum verglichen. Demnach sind besonders die innenstadtnahen Bezirke von hohen Anstiegen betroffen. In Mariahilf (+6 Prozent), Wieden und Landstraße (jeweils +5 Prozent) hebt sich das Preisniveau merklich an. Aktuell müssen Mieter mit mittleren Quadratmeterpreisen von 14,80 Euro in Mariahilf und sogar 15,10 Euro im Bezirk Landstraße rechnen. Der Grund für die steigenden Mieten ist, dass in Wien nach wie vor sehr viel gebaut wird. Die hochwertig ausgestatteten Immobilien drängen auf den Markt und treiben dadurch die angebotenen Gesamtmieten nach oben. Bei vielen dieser Objekte handelt es sich zudem um freifinanzierte Mietwohnungen, die von den Mietobergrenzen der Stadt ausgenommen sind.
Den höchsten Anstieg aller untersuchten Bezirke gibt es im weiter außerhalb gelegenen Ottakring, wo sich die Angebotsmieten um 7 Prozent binnen eines Jahres verteuert haben. Der Quadratmeter kostet aktuell im Median 13,90 Euro. Aufgrund der hohen Mieten in den Lagen rund um den Ring steigt das Interesse an den günstigeren Bezirken am Stadtrand. Folglich drehen sich auch dort die Baukräne. Aufgrund der hohen Baupreise sind die Mieten von Wohnungen mit Erstbezug deutlich höher als von bestehenden Wohnungen. In der Folge steigt das gesamte Preisniveau. Dies lässt sich in Ottakring genauso wie im benachbarten Penzing (+4 Prozent) beobachten.
Wer hingegen neben der Hofburg und dem Stephansdom wohnen möchte, muss tief in die Tasche greifen. Die höchsten Mieten werden nach wie vor im 1. Bezirk verlangt. Nach einem Plus von 4 Prozent kostet der Quadratmeter aktuell 17,50 Euro. Die Innere Stadt zeichnet sich durch historische Altbauwohnungen aus, die oftmals luxussaniert sind. Die gute Lage gepaart mit der hochwertigen Ausstattung spiegeln sich im Preis wider: Für großflächige Altbauwohnungen sind Gesamtmieten von rund 3.000 Euro keine Seltenheit.
Mit deutlichem Abstand hinter der Inneren Stadt folgen die angrenzenden Bezirke Neubau und Landstraße, mit Quadratmeterpreisen von im Median gut 15 Euro. Steigender Beliebtheit erfreute sich in den vergangenen Jahren die Donaustadt. Der östlich der Donau gelegene Bezirk galt früher noch als günstige Wohnalternative. Seit einigen Jahren haben Bauunternehmen Donaustadt für sich entdeckt. Zahlreiche hochpreisige Neubauten entstanden auf der reichlich vorhandenen Fläche, sodass die Mieten mit 15,10 Euro pro Quadratmeter inzwischen das Niveau der zentrumsnahen Quartiere erreicht haben.
Von den Randbezirken bildet die Donaustadt mit den steigenden Preisen allerdings die Ausnahme. Ein komplett anderes Bild zeigt sich in Simmering. Im 11. Bezirk sinken die Angebotsmieten binnen eines Jahres um 6 Prozent, was gleichzeitig den stärksten Rückgang in ganz Wien bedeutet. Dadurch gibt es in Simmering die günstigsten Gesamtmieten des ganzen Stadtgebiets. Der Quadratmeter kostet aktuell im Median 12,80 Euro, vor einem Jahr waren es noch 13,60 Euro. Im südlich gelegenen Bezirk scheint die Nachfrage durch die deutliche Erhöhung des Angebots - selbst durch freifinanzierte Neubauten - gut bedient zu werden, sodass sich die Preise stabilisieren. Ein ähnlicher, wenngleich abgeschwächter, Effekt zeigt sich auch in Brigittenau (-2 Prozent), Meidling, Alsergrund, Hietzing und Floridsdorf (je -1 Prozent), wo die Gesamtmieten leicht rückläufig sind.
Am günstigsten wohnen Wiener neben Simmering in Hernals (13,20 Euro), Rudolfsheim-Fünfhaus und Brigittenau (je 13,40 Euro). In den meisten anderen Bezirken finden Wohnungssuchende am freien Markt hingegen nur schwer Wohnungen mit einer Miete unter 14 Euro pro Quadratmeter.
Berechnungsgrundlage
Datenbasis für die Berechnung der Mietpreise in den 23 Bezirken Wiens waren auf immowelt.at inserierte Angebote. Dabei wurden ausschließlich Angebote berücksichtigt, die vermehrt nachgefragt wurden. Die Preise sind jeweils Angebots-, keine Abschlusspreise. Die Preise geben den Median der jeweils von Jänner bis September 2020 und 2019 angebotenen Wohnungen wieder. Der Median ist der mittlere Wert der Angebotspreise. Die Mietpreise sind Gesamtmieten (Nettomieten inklusive Betriebskosten) bei Neuvermietung.