Das Hochwasser im Wienfluss hat die U-Bahn-Baustelle im Bereich Pilgramgasse in Wien massiv beschädigt. Durch den enormen Wassereintritt wurden Spezialbaumaschinen bzw. Fahrzeuge zerstört. Das teilten die Wiener Linien am Mittwoch bei einem Lokalaugenschein mit. Ob der Zeitpunkt der Fertigstellung erneut verschoben werden muss, ist laut Geschäftsführerin Gudrun Senk offen. Das Ausmaß der finanziellen und zeitlichen Auswirkungen in dem Bereich werde derzeit evaluiert, hieß es.
Die Wassermassen, die vor mehr als zwei Wochen durch den Wienfluss strömten, waren enorm. Laut Statistik handelte es sich um ein 1.000-jährliches Hochwasser. Trotz Schutzmaßnahmen füllte sich auch der Schacht der Baustelle des künftigen U-Bahn-Knotenpunktes - an dem die neue Trasse der U2 in einigen Jahren auf die U4 treffen wird. Zum Teil stand das Wasser dort zehn Meter hoch.
Laut Wiener Linien wurde der Bereich von 19.000 Kubikmetern geflutet. Das entspreche dem Volumen von rund 50 großen Einfamilienhäusern, rechnete man vor. Zwei Wochen dauerten die Aufräumarbeiten, Wasser und Schlamm mussten tagelang abgepumpt bzw. entfernt werden.
Nun wurde eine erste Bilanz gezogen: Durch die Überschwemmung wurden die Baumaschinen und -fahrzeuge zerstört. Gerätschaften wie Bohrer oder Bagger standen gänzlich unter Wasser und sind nicht mehr einsetzbar weil Elektronik bzw. Motoren massiv beschädigt wurden.
Die Gefährte, die laut Senk bis zu 50 Tonnen schwer sind, wurden zum Teil zerlegt und mittels Kran aus der Baugrube gehoben. Aktuell bemühe man sich mit den Baufirmen um die Anschaffung von Ersatzgeräten, um die Arbeiten bei der U2-Baustelle so rasch wie möglich wieder aufzunehmen, hieß es.
Zumindest eine Entwarnung gab es am Mittwoch: Die Schachtkonstruktion selbst wurde nicht beschädigt. Aber zugleich ergab sich ein weiteres Problem. Denn nicht nur die Baustelle wurde in Mitleidenschaft gezogen. Das Hochwasser hat auch die Sohle des Wienflusses in diesem Abschnitt beschädigt. Gemeinsam mit den Baufirmen und der Wiener Gewässerabteilung (MA 45) arbeite man an einer raschen Lösung für die Wiederinstandsetzung, berichteten die Wiener Linien.
Im Wienfluss wurden nicht nur Betonplatten weggerissen, sondern auch Teile des Erdreichs, erzählte die Wiener-Linien-Chefin. Dies müsse wiederhergestellt werden, sonst könne darunter nicht gegraben werden.
Senk sprach jedenfalls von einer "massiven Zeitverzögerung". Ob die Fertigstellung des Gesamtprojekts ein weiteres Mal nach hinten verschoben werden muss, ist noch unklar. Erst im Sommer war verkündet worden, dass die Verlängerung der U2 aus technischen Gründen nicht wie geplant Ende 2028, sondern erst 2030 in Betrieb gehen wird.
Auch die finanziellen Folgen sind noch nicht absehbar, hieß es. Wobei Senk festhielt: "Es handelt sich um einen Schaden in Millionenhöhe." Die Frage sei nun auch etwa, ob Versicherungen oder der Katastrophenfonds hier Kosten übernehmen würden. (apa)