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Wiener Zinshauspreise auf Vorkrisenniveau? Zwei konträre Schlagezeilen. Was steckt dahinter?

„Wiener Zinshausmarkt erlebte 2023 einen deutlichen Einbruch“ - „Bei Zinshäusern gibt es erstmals wieder Abschlüsse auf Vorkrisenniveau“
Wiener Zinshauspreise auf Vorkrisenniveau? Zwei konträre Schlagezeilen. Was steckt dahinter?
© ImmoFokus

Erstere reflektiert den solide recherchierten Marktbericht eines renommierten Maklerhauses über den Zinshausmarkt in Wien. Die Erkenntnisse daraus sind das, was wir im Rahmen unserer täglichen Arbeit bestätigen können.

Zweitere repräsentiert offensichtlich den wortgewordenen Zweckoptimismus eines Projektentwicklers.

Vorkrisenniveau soll uns wohl einen Zeitpunkt im Jahr 2019 suggerieren, und der kolportierte Verkaufspreis lag bei etwa 5.800 Euro pro Quadratmeter Nutzfläche.

Echt jetzt? Ein Kaufpreis von fast 6.000 Euro pro Quadratmeter für ein unsaniertes Zinshaus im 5. Bezirk als neue alte Benchmark?  Eher nicht. Zur gleichen Zeit wurde in der unmittelbaren Umgebung ein Haus am Mozartplatz um einen Betrag von etwa 3.000 Euro pro Quadratmeter Nutzfläche verkauft. Das eignet sich, unter Einbeziehung weiterer Vergleichstransaktionen, schon eher als Benchmark. Selbst im Jahr 2020 (also schon bereits unter Einfluss des Corona-Hype) wies der Zinshausmarktbericht für den 5.Bezirk ein Maximum von 4.270 Euro pro Quadratmeter Nutzfläche aus.

Wie kommen dann solche Werte zustande bzw. was steckt dahinter? Mit ein wenig Recherche lässt sich das leicht erkennen:

Zum einen war das Haus zu 70 Prozent leerstehend. Eine sehr wertrelevante Eigenschaft, die das typische Wiener Zinshaus in der Regel nicht hat. Des Weiteren wurde die Liegenschaft mit einem baugenehmigten Dachausbau verkauft, der die Nutzfläche des Objektes nahezu verdoppelt (!)

Bringt man diese Tatsachen in die Wertbetrachtung ein, dann ergibt sich eine Benchmark von etwa 3.000 Euro pro Quadratmeter, welche – Überraschung! – auf dem gleichen Niveau zu liegen kommt, wie die Ergebnisse aus den anderen Transaktionen.

Und schon hat sich das mit dem Vorkrisenniveau wieder relativiert und auch diese Transaktion ist nichts Besonderes, sondern passt gut ins Zeitgefüge und findet ihren Platz in der Mitte des Marktes. Nichts ist gegen ein wenig Selbstbeweihräucherung in der Presse einzuwenden, aber derartige Effekthascherei führt höchstens zu einer weiteren Verunsicherung des Marktes und tragt nicht dazu bei, die aktuelle Krisenstimmung zu verbessern.