Der Umsatz stieg um 18 Prozent auf fast 4 Mrd. Euro. Die Dividende soll nun um 25 Prozent auf 0,75 Euro je Aktie kräftig angehoben werden.
Das vergangene Jahr sei "durchaus von großen Herausforderungen geprägt" gewesen, teilte das Management mit Blick auf die instabile geopolitische Lage, die makroökonomischen Bedingungen, die anhaltende Coronapandemie, Handelsrestriktionen, die hohe globale Nachfrage nach wichtigen Rohstoffen und Energie, Lieferengpässe sowie "signifikante Preisanstiege von bis zu 50 Prozent" mit. "Die Inflation und die steigenden Zinsen spielen natürlich bei den Unternehmensentscheidungen eine Rolle", betonte CEO Heimo Scheuch am Mittwoch in der Online-Bilanzpressekonferenz.
Durch eine nachhaltige Einkaufspolitik sei es gelungen, die Inflation abzufedern. Die erheblichen Preissteigerungen im zweiten Coronajahr 2021 wurden nach Möglichkeit auf die Kunden überwälzt. Das ist auch für heuer geplant - Wienerberger rechnet mit weiteren Kostensteigerungen von etwa 7 Prozent, etwa durch höhere Ausgaben für Energie und Personal. "Aufgrund der Marktentwicklungen sehen wir die Möglichkeit, dass wir die Inflationserhöhung durch Preiserhöhungen - wie 2021 - abbilden können", so der Konzernchef. Bereits das abgelaufene Jahr sei von "sehr turbulenten und volatilen Rohstoffpreisen geprägt" gewesen, bekräftigte Finanzvorstand Gerhard Hanke. Das traf etwa auch auf die teils schwer verfügbaren Plastikgranulate zu, die für den Kunststoffrohrbereich der Wienerberger wichtig sind.
Firmenübernahmen hätten die Position in den wichtigsten Märkten 2021 weiter gestärkt, hieß es seitens des Konzerns. "Die Wienerberger ist gewachsen, nicht nur organisch", sagte Scheuch. "Wir haben fast eine halbe Milliarde Euro in neue Unternehmen investiert und auch in Zukunft wird die Wienerberger durch Akquisitionen wachsen", erklärte der Konzernchef. Die jüngsten Zukäufe in Nordamerika bzw. England und Irland - Meridian Brick und FloPlast - sollen im heurigen Geschäftsjahr 60 Mio. Euro zum Ergebnis beitragen. Mit Meridian Brick bietet Wienerberger Fassadenlösungen an, mit FloPlast Abwasser- und Regenwassersysteme.
Der Unternehmensbereich Piping Solutions knackte 2021 beim Umsatz erstmals die Milliarden-Marke - die Verkaufserlöse stiegen um 25 Prozent auf 1,2 Mrd. Euro. Im größten Segment Building Solutions wuchs der Umsatz von 2,1 auf 2,3 Mrd. Euro (plus 10 Prozent) und in der kleinsten Business Unit Nordamerika gab es ein Plus von 53 Prozent auf 499 Mio. Euro.
"Wienerberger hat sich in den letzten Jahren strategisch komplett neu ausgerichtet und sich zu einem Komplettanbieter von innovativen, smarten Systemlösungen gewandelt", erklärte Scheuch. 2021 war den Angaben zufolge das bisher beste Jahr der Unternehmensgeschichte. Ein Drittel des Umsatzes stellten innovative Produkte und das soll konsequent fortgesetzt werden. Seit 2012 seien die Verkaufserlöse jedes Jahr organisch um 6 Prozent gewachsen. Der Umsatz habe sich innerhalb von zehn Jahren von rund 2 Mrd. auf 4 Mrd. Euro verdoppelt.
Durch die Fokussierung auf innovative, digitale und nachhaltige Systemlösungen im Produktbereich habe Wienerberger 2021 "trotz herausfordernder Marktbedingungen eine hervorragende Performance und ein starkes organisches Wachstum in allen Geschäftsbereichen" erzielt. Die Zahl der Mitarbeiter stieg von weltweit 16.619 auf 17.624 Personen (plus 6 Prozent). Den allgemeinen Fachkräftemangel bekommt auch der Ziegelriese zu spüren: "Wir sehen deutlich, dass es eine Verknappung der Arbeitskräfte gibt, in allen Märkten", berichtete der CEO.
Wienerberger ist mit mehr als 200 Niederlassungen in 28 Ländern tätig. Mit Lieferverzögerungen müssen auch die Abnehmer der Baustoffe des Konzerns rechnen. "Unsere Standorte sind sehr gut ausgelastet, wir arbeiten derzeit an Kapazitätserweiterungsprojekten", sagte Scheuch und entschuldigte gleichzeitig bei den Kunden: "Wir können uns nicht so aufstellen, dass wir alles sofort liefern können."
Operativ war Wienerberger 2021 stark unterwegs: Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) legte gegenüber dem Jahr davor um 24 Prozent auf 694 Mio. Euro zu. Und auch der Ausblick auf das bereits angelaufene Geschäftsjahr 2022 ist optimistisch: Heuer soll das EBITDA "durch neue Produkte und Verbesserungen" um 12 bis 15 Prozent auf 750 bis 770 Mio. Euro weiter ansteigen. Die Wachstumsstrategie werde konsequent fortgesetzt. "Wir wollen wieder 165 Mio. Euro ins Wachstum investieren", kündigte Scheuch an. "Wir wollen das Portfolio erweitern und auch Infrastrukturbereich weiter zukaufen." Im abgelaufenen Jahr flossen laut CFO Hanke beinahe 160 Mio. Euro in Wachstumsinvestitionen und rund 120 Mio. Euro in Instandhaltungsinvestitionen, "um unsere Werke am Laufen zu halten".
Trotz des Geschäftsausbaus senkte der Baustoffhersteller seine CO2-Emissionen im abgelaufenen Jahr laut Eigenangaben um 8 Prozent. Das Ziel für 2023 sei eine Verringerung des CO2-Ausstoßes um 15 Prozent und bis 2030 um 40 Prozent. (apa)