Bei den Vergaberegeln für Immobilienkredite hat das Finanzmarktstabilitätsgremium (FMSG) am gestrigen Montag leichte Lockerungen vorgeschlagen. Diese betreffen vor allem die Regelungen zu Zwischenfinanzierungen und Vorfinanzierungen von nicht-rückzahlbaren Zuschüssen durch Gebietskörperschaften, die übrigen Regeln bleiben aufrecht. Für den Wifo-Wohnbauexperten Michael Klien sind die Anpassungen ausreichend. Mehr Kritik kommt indessen aus der Immobilien- und Bankenbranche.
Die Regeln seien vor allem ein Instrument, um eine übermäßige Kreditvergabe und zu hohe Verschuldung zu vermeiden. "Dass an den Grundfesten nicht gerüttelt wird, ist glaube ich sinnvoll", sagte Klien am Montag im Ö1-"Morgenjournal" des ORF. Die Lockerungen bei den Zwischenfinanzierungen sieht der Experte aber positiv.
Arbeiterkammer-Konsumentenschützer Christian Prantner sieht die vom FMSG geplanten Anpassungen grundsätzlich positiv, sagte am Dienstag im Ö1-"Mittagsjournal" aber auch, dass die grundlegende Verordnung ihre Berechtigung habe. "Es ist unbestritten, dass die Grundpfeiler dieser Verordnung gut und richtig sind", so Prantner. Auch in der täglichen Beratung der AK zeige sich, dass eher die hohen steigenden Zinsen und weniger die verschärften Kreditregeln ein Thema für die Konsumenten sind. Die Banken seien hier angehalten, die Kreditnehmer zu unterstützen.
Auch die von der Immobilien- und Bankenbranche beklagten Rückgänge bei den Immobilienkrediten seien laut Wifo-Experten Klien eher den hohen Zinsen zuzurechnen als den verschärften Vergaberegeln. "Der Haupteffekt der momentanen Kreditrückgänge ist sicher auf die Zinsen zurückzuführen", so Klien. Für viele sei aufgrund der Zinsen in Kombination mit der hohen Inflation Eigentumserwerb derzeit einfach nicht finanzierbar.
Für Prantner dürfe die Leistbarkeit von Immobilien-Eigentum nicht zu sehr an "billigen Krediten" hängen. Es müsse auch an anderen Schrauben wie dem Lohnniveau oder den Immobilienpreisen gedreht werden, um Wohnkredite leistbarer zu machen, so der AK-Experte weiter.
Deutlich mehr Aufweichungen hat sich dagegen die Immobilienbranche erwartet. "Diese geplanten Änderungen sind viel zu wenig", sagte Gerald Gollenz, Obmann des Fachverbandes der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) im Ö1-"Mittagsjournal". Die Lockerung bei den Zwischenfinanzierungen greift für Gollenz zu kurz. Das FMSG empfiehlt, dass beim Kauf einer neuen Immobilie die alte, aktuell bewohnte Immobilie zu 80 Prozent ihres Marktwerts als Eigenkapital angerechnet werden darf. Für Gollenz müssten es 100 Prozent sein. Der Bankenverband sprach sich gegenüber dem ORF für zumindest 90 Prozent aus und kritisierte zudem den kurzen Zeitraum, der für den Verkauf der alten Immobilie zur Verfügung steht. Das FMSG empfiehlt, dass die Zwischenfinanzierung für eine maximale Laufzeit von zwei Jahren vereinbart werden darf.
In den vergangenen Wochen wurden von Banken, von der Immobilienbranche, aber auch von politischer Seite vielfach Lockerungen bei den Vergaberegeln für Wohnkredite gefordert. Als Grund wurden vor allem die mangelnde Leistbarkeit von Immobilien für junge Familien angeführt. Der Fachverband der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) verwies zudem auf einen bereits stark spürbaren massiven Einbruch bei den Immobilienkrediten. (apa)