Der vom WIFO im Auftrag des Handelsverbands erstellte Konjunkturreport Einzelhandel für das zweite Quartal 2025 zeigt ein weiterhin angespanntes Bild für den österreichischen Handel. Zwar konnte der Juni 2025 mit Umsatzsteigerungen positiv überraschen, insgesamt bleibt die Konsumdynamik jedoch schwach. Insgesamt wird deshalb weiterhin nur mit einem leichten preisbereinigten Wachstum gegenüber dem Vorjahr gerechnet. Hohe Energiekosten, steigende Insolvenzen und die rückläufige Beschäftigung bleiben strukturell belastend.
"Die strukturellen Herausforderungen – von den steigenden Energie- und Personalkosten bis zu den hohen Rohstoffpreisen auf den Weltmärkten – sind nach wie vor ungelöst. Immerhin hat sich die Stimmung der heimischen Konsumenten in den letzten Monaten schrittweise verbessert, die Konjunktur bleibt allerdings weiterhin schwach."— Rainer Will, Handelsverband-Geschäftsführer
Energiepreise als größter Inflationstreiber
Sorgen bereitet auch die steigende Inflationsrate. Gemäß HVPI lag die Inflation im Juli in Österreich bei 3,7% und damit deutlich über dem Durchschnitt des Euro-Raumes von 2,0%. "Damit setzt sich der höhere Preisauftrieb in Österreich im internationalen Vergleich fort. Den stärksten Einfluss auf die Teuerung hatte die Ausgabengruppe Wohnen, Wasser und Energie", erklärt Jürgen Bierbaumer, WIFO-Ökonom und Mitautor des Reports.
Weitere Kernbefunde des Konjunkturreports:
Ausblick: Sparquote bleibt hoch. Vorsichtiger Optimismus für 2026.
"Im direkten Vergleich mit Deutschland sind die realen Nettoumsätze des österreichischen Handels etwas schwächer ausgefallen. Kräftige Steigerungen bei den Pkw-Neuzulassungen lassen allerdings zumindest auf eine gewisse Dynamik nach vielen Jahren der Flaute bei den langlebigen Konsumgütern schließen", bestätigt Rainer Will.
Das WIFO erwartet, dass die privaten Konsumausgaben 2025 real nur minimal wachsen werden (+0,4%), während die Sparquote hoch bleiben dürfte (10,8%). "Vor diesem Hintergrund wird die reale Wertschöpfung im Handel im Jahr 2025 voraussichtlich um -0,2% zurückgehen. Erst 2026 ist wieder mit einer höheren Ausgabenbereitschaft der privaten Haushalte auf breiterer Basis zu rechnen", prognostiziert Jürgen Bierbaumer.
"Der Konjunkturreport Einzelhandel zeigt klar, dass unsere Branche zurzeit mit vielen Herausforderungen zu kämpfen hat. Insbesondere die anhaltend hohe Inflation aufgrund des Preistreibers Energie sowie die Erosion der wirtschaftlichen Zuversicht bereiten uns Sorgen. Gezielte Maßnahmen zur Unterstützung kleiner Handelsbetriebe und zur Schaffung eines Level Playing Fields im Onlinehandel dürfen daher nicht aufgeschoben werden, um das wirtschaftliche Comeback nach 3 Rezessionsjahren einzuleiten.“— Rainer Will, Handelsverband-Geschäftsführer