Im ersten Quartal 2025 ist Österreichs Bruttoinlandsprodukt laut Statistik Austria um 0,1 % gegenüber dem Vorquartal gestiegen. Damit scheint der konjunkturelle Tiefpunkt durchschritten – doch die Erholung bleibt fragil.
Zwar zeigen sich zunehmend positive Signale aus der Industrie, doch die Unsicherheit ist weiterhin hoch. Vor allem die unvorhersehbare Zollpolitik der USA bereitet Sorgen.
„Die derzeit hohen Lagerbestände ermöglichen es Industrieunternehmen, Neuaufträge durch Lagerabbau statt durch eine höhere Produktion zu bedienen“, erklärt Christian Glocker, Autor des aktuellen WIFO-Konjunkturberichts.
Verglichen mit dem Vorjahresquartal schrumpfte das BIP um 0,4 %. Ursprünglich war ein Rückgang von 0,7 % angenommen worden – revidierte Daten für 2024 haben das Bild leicht aufgehellt.
Der Industriesektor legte mit +1,0 % deutlich zu, während die Bauwirtschaft leicht rückläufig war (–0,3 %). Der Dienstleistungssektor zeigte sich uneinheitlich: Öffentliche Verwaltung wuchs (+0,7 %), Beherbergung und Gastronomie hingegen schrumpften deutlich (–2,6 %), ebenso der Verkehrssektor (–1,7 %).
Auf der Nachfrageseite stiegen die öffentlichen Konsumausgaben kräftig (+2,3 %), Investitionen gingen dagegen zurück (–1,3 %). Der Außenhandel war mit +0,6 Prozentpunkten der größte Beitrag zum gesamtwirtschaftlichen Wachstum.
Die Entwicklung der Einkommen verlief unterschiedlich: Während Löhne stiegen, sanken die Kapitaleinkommen.
Frühindikatoren vermitteln ein gemischtes Bild. Die Stimmung in marktnahen Dienstleistungen verschlechterte sich, insbesondere in Gastronomie und Tourismus. In der Industrie zeigt sich hingegen eine leichte Aufhellung – allerdings spiegeln die zugrunde liegenden Umfragen noch nicht die jüngsten US-Zolldrohungen wider.
Konsument:innen bleiben skeptisch. Das Vertrauen ist weiterhin niedrig, auch wenn sich das subjektive Risiko eines Jobverlusts zuletzt etwas verbessert hat.
Die Inflation bleibt hoch: Im April lag der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) bei +3,3 % gegenüber dem Vorjahr. Österreich liegt damit über dem Eurozonen-Durchschnitt. Laut Schnellschätzung sank die Inflation im Mai leicht auf 3,0 %. Der BIP-Deflator – also der Preisdruck bei im Inland produzierten Gütern und Dienstleistungen – stieg ebenfalls um 2,1 %.
Am Arbeitsmarkt wirkt sich die schwache Konjunktur zunehmend aus. Die Zahl der Erwerbstätigen ging leicht zurück, das Arbeitsvolumen sank deutlich (–1,1 %). Arbeitslosigkeit und unbesetzte Stellen nahmen weiter zu. Ende Mai 2025 waren 23.000 Personen mehr arbeitslos gemeldet als ein Jahr zuvor (+8,5 %), zusätzlich befanden sich 1.100 Personen mehr in Schulung (+1,3 %). Die Arbeitslosenquote lag bei geschätzten 6,9 %.