Schnee und Frost machen der ohnehin angeschlagenen deutschen Bauwirtschaft zu schaffen. "Der Wintereinbruch führt tatsächlich dazu, dass einige Baustellen, vor allem im Tiefbau, derzeit stillstehen", sagte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB), Tim-Oliver Müller, am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. "Dies ist betriebswirtschaftlich jedoch einkalkuliert und kann abgefedert werden."
Als Beispiele dafür nannte er den Abbau von Überstunden und das Saison-Kurzarbeitergeld. Letzteres kann in Deutschland in der Schlechtwetterzeit von Dezember bis Ende März gezahlt werden, damit Beschäftigte während dieser Periode bei witterungsbedingten Arbeitsausfällen nicht in die Arbeitslosigkeit entlassen werden müssen.
"Größere Sorgen bereiten uns also nicht die Störungen im laufenden Betrieb, sondern die Befürchtung, dass es künftig gar nicht erst zum Betrieb kommen wird – vor allem im Wohnungsbau", sagte Müller. Aber auch fehlende Ausschreibungen im Infrastrukturbereich infolge des Urteils des deutschen Bundesverfassungsgerichts zur Schuldenbremse, durch die die Finanzierung vieler staatlicher Vorhaben derzeit unklar ist, seien Grund für Sorgen.
Seit Tagen hält der Wintereinbruch weite Teile Deutschlands im Griff. In Süddeutschland wurde etwa der Flug- und Bahnverkehr am Wochenende zeitweise lahmgelegt. Auch in den kommenden Tagen muss vielerorts noch mit Minustemperaturen gerechnet werden.
Die deutsche Bauwirtschaft leidet derzeit unter steigenden Zins- und Materialkosten. 54 Prozent der Unternehmen rechnen im kommenden Jahr mit einem Produktionsrückgang, wie aus der Konjunkturumfrage des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln) hervorgeht. Nur 13 Prozent der deutschen Baufirmen können sich für 2024 eine höhere Produktion vorstellen. "Das lässt auf eine ungebremste Fortsetzung der bereits bestehenden Baurezession in Deutschland schließen", schlussfolgerten die IW-Experten um Konjunkturchef Michael Grömling aus der Umfrage. (apa)