Die Tiroler Wirtschaftskammer hat dem Immobilieninvestor René Beno das Innsbrucker Ärztezentrum Medicent abgekauft. Die dort angesiedelten Mieter sollen bleiben können, dafür plant die Wirtschaftskammer offenbar, die danebenliegende Freifläche zur Erweiterung des Wifi-Campus zu nützen, berichtete die "Tiroler Tageszeitung" am Mittwoch. Kaufsumme wurde demnach keine genannt.
Das Medicent war ein frühes Projekt von Benko. 20 Mio. Euro wurden dafür im Jahr 2004 investiert. Derzeit sind in dem Gebäude mehr als 35 Ärzte und Therapeuten angesiedelt, zudem ein Fitnessstudio. Diese Mieter sollen bleiben, berichtete die "TT". Der Wirtschaftskammer gehe es vielmehr um die 3.000 Quadratmeter an unbebauter Fläche, die an das Medicent angrenzt. Diese wurde mitsamt dem Ärztezentrum von der Wirtschaftskammer-Tochter WKT Ende Juni übernommen.
Hier soll der Campus des Wirtschaftsförderungsinstitutes Wifi erweitert werden. Eine Prüfung habe ergeben, dass dies die "einzige realisierbare Erweiterungsmöglichkeit" sei, wurde WK-Vizepräsident Manfred Pletzer zitiert. Das Medicent selbst sei dazu erworben worden, weil dessen Tiefgarage ohnehin auch unter die derzeit unbebaute Fläche reiche. Außerdem könne das Medicent-Gebäude so möglicherweise in weiterer Folge integriert werden. Signa sprach davon, einem "langjährigen Wunsch der Wirtschaftskammer" nachgekommen zu sein.
Die Tiroler NEOS übten indes Kritik an dem Deal und bemängelten "fehlende Transparenz", der Verkauf sei "im Hinterzimmer ausgehandelt" worden. Klubchef Dominik Oberhofer, der selbst Wirtschaftskammer-Funktionär ist, meinte, dass "selbst gewählte Funktionäre nicht über diesen Deal informiert wurden". Oberhofer wollte, dass "alle Details" und der Kaufpreis veröffentlicht werden. Auch zeigte sich Oberhofer mit dem Kauf an sich nicht einverstanden: "Offenbar schwimmt die Tiroler Wirtschaftskammer im Geld ihrer Zwangsmitglieder". Anders könne man sich die Investition in Zeiten von Zinserhöhungen nicht erklären. Für Oberhofer ist das Medicent ein weiterer "Prunkbau für die Kämmerer."
Signa hatte zuletzt unter anderem mit dem Verkauf von Kika/Leiner samt Gebäuden Schlagzeilen gemacht. Die neuen Eigentümer der Möbelkette meldeten kurz nach Übernahme Insolvenz an. Gemessen an den betroffenen Dienstnehmern (rund 3.300) handelte es sich laut dem Alpenländischen Kreditorenverband (AKV) um die größte Insolvenz der vergangenen zehn Jahre in Österreich. (apa)