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Wissen der Forschung und Industrie für den Klimaschutz nutzen

Harald Kainz, Rektor der TU Graz im Interview über die Notwendigkeit und die Forschungsschwerpunkte einer Stiftungsprofessur für Nachhaltiges Bauen an der TU. Noch ist die Professur ausgeschrieben, die Besetzung erfolgt im Sommer 2021.
Lisa Grüner
Harald Kainz TU Graz
Harald Kainz TU Graz
© Lunghammer - TU Graz

Die TU Graz und der Fachverband der Stein- und keramischen Industrie haben sich vertraglich auf die Einrichtung einer Stiftungsprofessur für „Nachhaltiges Bauen“ geeinigt. Warum wurde dieser Schritt gesetzt?  

Die TU Graz engagiert sich seit vielen Jahren im Forschungsbereich nachhaltiges Bauen und hat auch eine eigene Arbeitsgruppe Nachhaltiges Bauen. Die Einrichtung dieser Professur ist eine logische Fortsetzung und Erweiterung unserer Aktivitäten in diesem Fachbereich. Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind zentrale strategische Schwerpunkte im Entwicklungsplan der TU Graz für die nächsten Jahre. Wir sind überzeugt, dass nur im Schulterschluss von Forschung und Industrie die Klimakrise bewältigen werden kann, die Einrichtung dieser Professur ist ein Schritt auf diesem gemeinsamen Weg. 

Der Fokus soll auf lebenszyklusbasierte Nachhaltigkeitsbewertung sowie treibhausgasfreie und klimarobuste Bauvorhaben gelegt werden. Wie sieht das konkret in der Umsetzung aus?  

Anhand konkreter Bauvorhaben soll untersucht werden, welche unterschiedlichen Reduktionspotentiale kurzfristig mit bestehenden Technologien und innovativen Ansätzen im Bereich der Emissions-Vermeidungsstrategien zu heben sind. Eine weitere Frage wird sein, welche Innovationen in der Bauprodukteerzeugung zu erwarten sind, damit die Emissionen mittelfristig deutlich reduziert werden können. Neben den technologischen Fragestellungen braucht es hier auch die Entwicklung von neuen Bewertungsansätzen und von Simulations-Modellen. Wie wir schon heute Gebäude und Infrastrukturbauwerke für den bereits einsetzenden Klimawandel „klimafit“ machen, widmet sich der Bereich der Klimawandelanpassung. Nur so bleiben Gebäude auf längere Zeit ohne entsprechende aufwändige Adaptierungen nutzbar.

„Wir sind überzeugt, dass nur im Schulterschluss von Forschung und Industrie die Klimakrise bewältigen werden kann, die Einrichtung dieser Professur ist ein Schritt auf diesem gemeinsamen Weg.“

Die Professur soll zum Erreichen der Pariser Klimaziele und damit auch zur Umsetzung des UN-Aktionsplans Agenda 2030 beitragen. Können Sie das ausführen? Kommt dieser Schritt nicht etwas spät?  

In der Forschung stellt sich die TU Graz in ihrem Field of Expertise „Sustainable Systems“ schon seit langem den komplexen Herausforderungen des Klimawandels und erforscht interdisziplinär nachhaltige Lösungsansätze. Die Einrichtung einer eigenen Professur für nachhaltiges Bauen soll die Erreichung der Klimaziele unterstützen, neue Akzente im Fachbereich setzen und unseren Studierenden und künftigen Generationen das entsprechende Wissen vermitteln. Die TU Graz hat in der Umsetzung des UN-Aktionsplans Agenda 2030 die österreichweite Patenschaft beim SDG11 (Nachhaltige Städte und Gemeinden) inne.    

Wie soll die fachübergreifende Bündelung aller Kräfte, von der Material- und Energieforschung über die Architektur bis zum Ingenieursbau konkret aussehen?  

Zur Bewältigung der vielfältigen Aufgabenstellungen wird an der TU Graz  aktuell ein eigenes Research Center eingerichtet, das fakultäts- und disziplinenübergreifend alle Aktivitäten an der TU Graz im gegenständliche Bereich bündelt. 

„In der Forschung stellt sich die TU Graz in ihrem Field of Expertise „Sustainable Systems“ schon seit langem den komplexen Herausforderungen des Klimawandels und erforscht interdisziplinär nachhaltige Lösungsansätze.“

Die TU Graz sieht sich in der Rolle als vordenkende Zukunftswerkstätte, was kann man hier in den nächsten Jahren erwarten? 

Die TU Graz hat 2018 einen eigenen Nachhaltigkeitsbeirat mit 24 hochkarätigen Wissenschafterinnen und Wissenschaftern aller Fachbereiche eingerichtet. Der Beirat berät die Universitätsleitung der TU Graz in Fragen der Nachhaltigkeit und ist für die Entwicklung und Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie zuständig. Der Beirat gibt in nachhaltigkeitsbezogenen Fragen Empfehlungen ab und initiiert neue Vorhaben und Projekte, in die Bedienstete und Studierende aktiv eingebunden werden.  In Voraussicht der aktuellen Entwicklungen hat die TU Graz eine eigene Roadmap für den Weg zur Klimaneutralität der Universität bis 2030 verabschiedet. Mit konkreten Maßnahmen und gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und Studierenden nimmt die TU Graz ihre gesellschaftliche Verantwortung in Sachen Klimaschutz wahr und zählt damit zu den Vorreiterinnen unter Österreichs Hochschulen.