Tirols Landesregierung aus ÖVP und SPÖ hat am Dienstag angekündigt, alle vom Bund im Rahmen eines verabschiedeten Wohnbaupakets zur Verfügung gestellten Mittel ausschöpfen zu wollen. 84 Mio. Euro von insgesamt einer Milliarde würden folglich in "leistbares Wohnen" in Tirol fließen, hieß es bei einer Pressekonferenz. Einerseits sollen damit zusätzliche Wohnungen errichtet werden, andererseits seien Mittel für Sanierungsmaßnahmen sowie eine Zinsstütze für Kredite geplant.
Das Thema "Wohnen" bewege überall, aber "ganz besonders in Tirol", sagte Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) im Innsbrucker Landhaus. Leistbares Eigentum sei als "Perspektive" besonders für junge Menschen wichtig. Tirol sei mit 54 Prozent Eigentumsanteil dahingehend besonders "affin", in Umfragen würden sich zudem 94 Prozent Eigentum wünschen, begründete Mattle den dahin gehenden Schwerpunkt seiner Regierung. Der Bund habe mit dem vorgelegten Paket entsprechend "geliefert", die schwarz-rote Landesregierung setze nun um. Wegen der unterschiedlichen Voraussetzungen der Bundesländer sei durchaus "Kreativität" gefragt gewesen, was die Abholung der Mittel betreffe, so der Landeschef. Mit den nun insgesamt 84 Mio. Euro könne man jedenfalls nun "ausgesprochen gut arbeiten".
15 Mio. Euro davon seien für eine "Sanierungsoffensive" - also thermische Sanierungsmaßnahmen für Mietwohnungen von gemeinnützigen Wohnbauträgern - vorgesehen. Außerdem gewähre das Land eine "zusätzliche Zinsstütze" in Höhe von 1,5 Prozent bis 2028. Die geförderte Kreditsumme müsse mindestens 50.000 Euro und maximal 200.000 Euro betragen. Bei einer Kreditsumme von 200.000 Euro ergebe dies zusätzlich zur Wohnbauförderung einen Zinszuschuss in Höhe von 3.000 Euro pro Jahr, rechnete Mattle vor. Dafür seien rund drei Mio. Euro vorgesehen.
Der Großteil der Mittel fließe mit 66 Mio. Euro in den Bau zusätzlichen leistbaren Wohnraums, teilte Landeshauptmannstellvertreter Georg Dornauer (SPÖ) mit. Damit könnten 37.000 Quadratmeter an zusätzlicher geförderter Wohnfläche oder rund 530 Wohnungen gebaut werden. Die Hälfte davon sei jeweils für Eigentum bzw. Mietkaufmodelle vorgesehen, die Hälfte für Mietwohnungen, so der Wohnbaureferent. Bereits bisher sei man im Bereich "leistbares Wohnen" sehr aktiv gewesen, unterstrich Dornauer und verwies unter anderem auf ein Wohnpaket der Landesregierung aus dem vergangenen Jahr. Man werde nun weiterhin alles daran setzen, dass sich "die Tiroler ihre Heimat leisten können", versprach der Tiroler SPÖ-Landesvorsitzende.
Mattle merkte indes kritisch an, dass die KIM-Verordnung nach wie vor bestehe. Hier hatte sich Mattle bereits wiederholt ein Auslaufen gewünscht. Kredite würden aufgrund rigider Kriterien vermehrt im Ausland aufgenommen, meinte der Landeschef dazu am Dienstag. Weiters forderte Mattle, dass der beschlossene vorübergehende Entfall von Nebengebühren "dauerhaft bestehen" bleibe. Im Nationalrat war beschlossen worden, dass die Grundbucheintragungsgebühr bis zu einer gewissen Höhe und etwaige Pfandrechtseintragungsgebühren in der gleichen Höhe unter bestimmten Voraussetzungen vorübergehend entfallen.
Unterstützung für die Landesregierung kam am Dienstag auch von den gemeinnützigen Wohnbauträgern. Jeder ins Bauwesen investierte Euro bringe immerhin einen "bis zu dreifachen Mehrwert ein", so Sprecher Franz Mariacher bei der Pressekonferenz.
Das von der schwarz-grünen Regierung vorgelegte Wohnpaket war Ende März im Nationalrat beschlossen worden. Bringen soll es etwa Erleichterungen bei Wohnbaukrediten. Fixiert wurde aber unter anderem auch, dass auf allen geförderten Neubauten auch ein Sonnenkraftwerk errichtet werden muss. Konkret können die Bundesländer die Fördermittel für den Neubau nur für Bauten vergeben, wenn auf dem Dach eine Photovoltaikanlage errichtet wird. Weiters werden etwa mit einer Änderung des Einkommenssteuergesetzes ökologische Neubauten und Sanierungen sowie der Umstieg auf umweltfreundliche Heizanlagen gefördert. (apa)