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Wohnpolitik in Österreich – Schein und Sein

„Leistbares Wohnen“ – mit keinem anderen Thema wurde in den letzten Jahren so häufig um die Gunst der Wählerinnen und Wähler gebuhlt. Die dabei geführten populistischen und ideologiebehafteten Grabenkämpfe haben die Menschen zu Unrecht verunsichert, wie eine vom ÖVI beauftragte Untersuchung von Prof. Dr. Peter Filzmaier zeigt. 
Georg Flödl MA, MRICS

„Leistbares Wohnen“ – mit keinem anderen Thema wurde in den letzten Jahren so häufig um die Gunst der Wählerinnen und Wähler gebuhlt. Die dabei geführten populistischen und ideologiebehafteten Grabenkämpfe haben die Menschen zu Unrecht verunsichert, wie eine vom ÖVI beauftragte Untersuchung von Prof. Dr. Peter Filzmaier zeigt.

Eine Betrachtung der Konsumausgaben von österreichischen Haushalten ergibt, dass Wohnen in Österreich mit einem Anteil von 22 Prozent – im Durchschnitt gesehen – durchaus leistbar ist. Dass auch die Wohnzufriedenheit in Österreich groß ist, bestätigt die von Peter Filzmaier durchgeführte Befragung, nach der 86 Prozent im Allgemeinen mit ihrer eigenen Wohnsituation sehr bis eher zufrieden sind. Besonders hoch ist die Zufriedenheit mit dem verfügbaren Platz (83 Prozent der Befragten sehr oder eher zufrieden) und dem Zustand des Wohnobjektes (79 Prozent der Befragten sehr oder eher zufrieden). Das ist wenig überraschend, schon die ÖVI Studie „Leistbare Mieten – Leistbares Leben" von MMag. Agnes Streissler-Führer hat gezeigt, dass die Pro-Kopf-Fläche in Österreich zwischen 1986 und 2013 um mehr als 45 Prozent angestiegen ist und der Anteil an Kategorie A Wohnungen im selben Zeitraum von 40 Prozent auf 92 Prozent angewachsen ist. Speziell auf die Mietkosten bezogen sind noch 60 Prozent der Befragten mit der Höhe ihrer Miete sehr oder eher zufrieden, wie der Umfrage von Peter Filzmaier zu entnehmen ist.

Handlungsbedarf in der Wohnpolitik nicht wegzuleugnen

Trotz dieser Tatsachen ist ein gewisser Handlungsbedarf in der Wohnpolitik nicht wegzuleugnen. Denn obwohl Wohnen in Österreich im Durchschnitt gesehen leistbar ist, gibt es vor allem zwei Bevölkerungsgruppen, die mit der Leistbarkeit des Wohnens zu kämpfen haben: ärmere Haushalte und junge Wohnungssuchende.

Auf die paradoxe Situation, dass sich mehr als die Hälfte (53 Prozent) der einkommensschwächsten Mieter am privaten Mietwohnungsmarkt wohnversorgen, während der soziale Wohnbau (Gemeinde oder Genossenschaft) für mehr als ein Drittel der Mieter mit einem oberen Einkommen (mehr 180 Prozent des Medianeinkommens) zur Verfügung steht, hat der ÖVI bereits mehrere Male hingewiesen. Laut der Befragung von Peter Filzmaier wird dieser Umstand auch in der Bevölkerung nicht goutiert: 86 Prozent der Interviewten bewerten die stärkere Berücksichtigung der sozialen Bedürftigkeit der Mieter bei der Vergabe von Gemeindewohnungen als sehr oder eher sinnvoll, 73 Prozent halten regelmäßige Nachweise der Bedürftigkeit für sehr oder eher sinnvoll.

Sachlich mit der Wohnpolitik auseinandersetzen

Um leistbares Wohnen für alle langfristig zu gewährleisten, muss aber auch der private Wohnbau mit Investitionsanreizen angekurbelt werden. Denn der Bedarf an Wohnraum in den Ballungszentren Österreichs wächst beständig, ohne einen nennenswerten Beitrag der privaten Immobilienwirtschaft wird das nicht zu stemmen sein. Investitionen in Neubau, Erhalt und Sanierung werden nur getätigt, wenn diese auch finanzierbar sind. Nach dem gefühlt jahrelang dauernden Wahlkampf ist es nun höchste Zeit, sich sachlich mit der Wohnpolitik auseinanderzusetzen, notwendige Maßnehmen zu treffen und die zu Unrecht erzeugte Stimmung, die die Leistbarkeit des Wohnens in Frage gestellt hat, wieder abzubauen.

Die neue Regierung steht damit wohl einer großen Aufgabe gegenüber – an konstruktiven Impulsen aus der Immobilienwirtschaft soll es jedenfalls nicht scheitern.