Das Institut für Höhere Studien (IHS) führte im Sommer 2019 unter allen österreichischen Studierenden im Auftrag des Wissenschaftsministeriums eine Sozialerhebung durch, bei der rund 45.000 Fragebögen ausgewertet werden konnten. Das Ergebnis zeigt steigende Wohnkosten bei Studierenden. Dieser Posten nimmt mit durchschnittlich 440 Euro pro Monat 35 Prozent der Gesamtausgaben der Studierenden ein. Vor allem in Wohnheimen steigen die Kosten immer stärker an. Mit einem Plus von 23 Prozentpunkten im Vergleich zu 2011 sind Wohnheime zwar immer noch günstiger als alle anderen Wohnformen (ausgenommen elterlicher Haushalt), doch der Unterschied zu Wohngemeinschaften ist schwindend klein.
In Österreich ist die Infrastruktur für Studierende im internationalen Vergleich besonders schwach ausgebaut. Das betrifft das Angebot an billigen Mensen und besonders das Angebot an leistbaren Wohnheimen. Gerade in Wien, Innsbruck und Salzburg, wo besonders viele Menschen zum Studieren hinziehen, ist das Angebot an Wohnheimen sehr gering und die Kosten unterscheiden sich kaum noch von WG-Zimmern, weil die Zimmerpreise in Heimen in den letzten Jahren noch stärker als bei anderen Wohnformen gestiegen sind, erklärt Martin Unger, Forscher beim IHS.
Die österreichische Hochschülerschaft und die Akademikerhilfe sehen das Problem der Studierenden und haben dafür den gleichen Lösungsansatz – die Wiedereinführung der 2010 gestrichenen Studentenheimförderung:
Mit der Sistierung der Studentenheimförderung zwang die öffentliche Hand Studentenheimbetreiber den Kostendruck an die Bewohner weiterzugeben. Besonders für bildungsferne Schichten aus den Bundesländern wurde das Thema Wohnen zur Entscheidungsfrage, ob Studieren möglich ist oder nicht, zeigt Bernhard Tschrepitsch, Generalsekretär der Akademikerhilfe auf und führt weiter aus: Gemeinnützige Heimträger versuchen nach wie vor die Preise gering zu halten, während gewerbliche Anbieter renditengetrieben Gewinnmaximierung anstreben. Durch die klaren Regelungen im novellierten Studentenheimgesetz kann eine Wiedereinführung der Heimförderung sozial treffsicher 100 Prozent bedürftigen Studenten helfen, ein Studium zu beginnen und zu betreiben.