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Wunderwuzzis

Chapeau! Bislang dachte ich, Frankenkredite sind das personifizierte Böse. Eine ganz, ganz schlimme Art der Finanzierung. So schlimm, dass sogar Privathaushalte vor der Versuchung Fremdwährungskredite aufzunehmen durch ein generelles Verbot geschützt werden müssten. Mit einem Finanzierungsinstrument, mit dem andere Geld – zum Teil wirklich viel Geld - verloren haben, haben die Wiener Säckelwarte satte Gewinne gemacht. Mit Ende 2015 lag der entsprechende Gewinn laut Rathaus-Berechnungen bei rund 238 Millionen Euro.
Michael Neubauer

Chapeau! Bislang dachte ich, Frankenkredite sind das personifizierte Böse. Eine ganz, ganz schlimme Art der Finanzierung. So schlimm, dass sogar Privathaushalte vor der Versuchung Fremdwährungskredite aufzunehmen durch ein generelles Verbot geschützt werden müssten. So schlimm, dass Banken bereits begonnen hatten, mit Zwangskonvertierungen größeres Unheil von den Privathaushalten abzuwenden. In Wien - vor allem wenn die Stadt Wien der Kreditnehmer ist - ist anscheinend alles anders. Bis zum Ende der Legislaturperiode - also bis 2020 - werden nun nach und nach die Fremdwährungsverbindlichkeiten abgebaut, teilten Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ) und der grüne Budgetsprecher Martin Margulies am Donnerstag dieser Woche mit. Geplant ist, die Umschichtung in Eurodarlehen in Tranchen von zumindest 150 Millionen Franken (138 Millionen Euro) durchzuführen. In Summe beträgt das Frankenportfolio der Stadt Wien rd. 1.992,7 Millionen Franken. (Das sind immerhin stolze 34 Prozent der Gesamtverbindlichkeiten). Mit einem Finanzierungsinstrument, mit dem andere Geld – zum Teil wirklich viel Geld - verloren haben, haben die Wiener Säckelwarte satte Gewinne gemacht. Mit Ende 2015 lag der entsprechende Gewinn laut Rathaus-Berechnungen bei rund 238 Millionen Euro. Man hoffe, dass durch die nun gewählte Vorgangsweise der finanzielle Vorteil, der sich durch die günstigen Frankenkredite ergeben habe, so weit wie möglich erhalten bleibe, hieß es. Dort wo andere Millionen versenkt haben, will die Stadt Wien Millionen verdient haben. Da muss ein wahrer Wunderwuzzi als Kundenberater seine Arbeit getan haben. Chapeau! Diesen Kundenberater will ich auch.