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Zahlenspiele

Die Investoren kaufen wie wild. 2014 könnte ein Rekordjahr werden.
Michael Neubauer

Dass Prognosen unterschiedlich ausfallen können, liegt in der Natur der Sache. Dass CBRE und EHL aber bei der Analyse des Investmentmarkts für das erste Halbjahr 400 Millionen Euro auseinanderliegen, verwundert.

[caption id="attachment_4244" align="alignright" width="200"]Andreas Ridder (c) CBRE Andreas Ridder
(c) CBRE[/caption]

Für CBRE Österreich Chef Andreas Ridder ist die Immobilienwelt schwer in Ordnung. „Das erste Halbjahr 2014 ist das Beste seit Beginn unserer Aufzeichnungen. Rund 1,33 Milliarden Euro

wurden in den ersten sechs Monaten des Jahres in österreichische Immobilien investiert, beinahe dreimal so viel wie im ersten Halbjahr 2013“, so CBRE-Chef Ridder.

In den meisten CEE Ländern sei ein ähnlicher Trend festzustellen – allerdings sind dort die Zuwächse nicht so signifikant wie in Österreich, in Russland hat sich der Investmentmarkt im ersten Halbjahr 2014 sogar um 58 Prozent reduziert gegenüber dem Vergleichszeitraum 2013. Großbritannien ist mit einem Transaktionsvolumen von rund 26 Milliarden Euro nach wie vor der stärkste Investmentmarkt in Europa. In Deutschland wurden im ersten Halbjahr 16,9 Milliarden Euro investiert – um 34 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2013.

EHL hingegen weiß nur von einem Transaktionsvolumen von rund 930 Millionen Euro zu berichten. Das erste Quartal war dabei mit 480 Millionen Euro etwas stärker als das nur unwesentlich schwächere zweite Quartal, in dem ca. 450 Millionen Euro umgesetzt wurden. Gegenüber dem 1. Halbjahr 2013 bedeutet das jedoch mehr als eine Verdoppelung des Investitionsvolumens (Volumen im 1. Halbjahr 2013: 400 Millionen Euro).

Einzelhandelsimmobilien hoch im Kurs

In einem Punkt sind sich EHL und CBRE wieder einig: Zur Zeit stehen Einzelhandelsimmobilien hoch im Kurs. „Im ersten Quartal 2014 entfielen ca. 64 Prozent der Investments auf Retail-immobilien, im zweiten Quartal waren es ca. 49 Prozent“, so Ridder.

Zu den größten Einzelhandelstransaktionen im zweiten Quartal zählte der Verkauf des rund 16.000 Quadratmeter umfassenden Objektes Nordring 2 – 10 in der SCS, der Verkauf des Euro Plaza 5 an den UniImmo Europa, einem von der Hamburger Union Investment gemanagten offenen Fonds, sowie der Verkauf der DOC Galerien Parndorf von Warburg Henderson an die Villagio Group. Neben diesen gewerblichen Transaktionen gab es auch zwei erwähnenswerte Transaktionen im Wohnungssegment, beide am künftigen Hauptbahnhof: die Übernahme des Seeste-Projektes „Parkhotel und Parkappartements“ mit einer Bruttogeschoßfläche von 90.000 Quadratmeter durch die Signa-Gruppe sowie der Verkauf eines rund 12.000 Quadratmeter großen Areals von der Erste Bank an die BAI. Nach starken Jahren flaute das Interesse an Hotels deutlich ab, gemischtgenutzte Objekte sowie Logistikimmobilien sind (weiterhin) kaum von Interesse für Investoren.

[caption id="attachment_4241" align="alignleft" width="212"]Andrea Buchegger (c) CBRE Andrea Buchegger
(c) CBRE[/caption]

„In Österreich entwickelt sich der Immobilieninvestmentmarkt ähnlich wie in Europa – allerdings mit ein wenig Verzögerung, denn in vielen europäischen Märkten war bereits im zweiten Halbjahr 2013 ein starkes Wachstum bei den Investments festzustellen – das jetzt noch anhält“, so Ridder. Wenn es nach CBRE geht, bleibt Österreich auf der Überholspur. „Das zweite Halbjahr sollte das erste noch übertreffen, sodass aus heutiger Sicht ein absolutes Rekordjahr erwartet werden kann“, so Andrea Buchegger, Associate Director Capital Markets CBRE, die auch eine leichte Preissteigerung aufgrund steigender Nachfrage und niedriger Zinsen prognostiziert. In dieser Position stimmen EHL und CBRE überein. Für das zweite Halbjahr gehen die Immobilienexperten von EHL wie ihre Kollegen von CBRE von einer deutlichen Steigerung des Transaktionsvolumens aus. „Das zweite Halbjahr ist traditionell wesentlich stärker als das erste. Es befinden sich bereits mehrere große Deals mit Einzelvolumina jenseits der 100 Millionen Euro in einer fortgeschrittenen Verhandlungsphase und wir gehen davon aus, dass das Transaktionsvolumen des Vorjahres von 1,7 Milliarden Euro signifikant übertroffen wird“, sagt Franz Pöltl, Leiter der EHL Investment Consulting.

Kaum mehr Spitzenobjekte am Markt

Die Nachfrage nach Objekten aus dem Topsegment ist ungebrochen hoch, jedoch sind kaum mehr Spitzenobjekte am Markt verfügbar. Das führt dazu, dass immer mehr Investoren auf Objekte außerhalb des Top-Segments ausweichen. Die Spitzenrenditen bleiben aber weiter unter Druck und liegen mittlerweile bei 5,0 Prozent für Büroobjekte, 5,75 Prozent für Einzelhandelsobjekte und ca. 3,5 Prozent für Vorsorgewohnungen.

„Wir konnten in den vergangenen Monaten die Position als Marktführer festigen und waren bei Deals, die 35 Prozent des Transaktionsvolumens in Österreich bzw. 47 Prozent in Wien ausmachten, beratend tätig. Auch im zweiten Halbjahr haben wir bereits eine Reihe spannender Mandate übernommen, einige sehr prominente Immobilien und Projekte in Wien und Österreich werden bereits in Kürze neue Eigentümer haben“, so Ridder.

Europäischer Investmentmarkt

Der Tiefpunkt bei Immobilieninvestments in Europa wurde im Jahr 2009 erreicht, seither entwickelt sich die Kurve ähnlich wie in den Jahren 2003 bis 2007: stetig nach oben. „Nach heutigen Berechnungen kann davon ausgegangen werden, dass im Jahr 2015 ein ähnliches Niveau bei den Investitionen in Europa erreicht werden wird wie im bisher stärksten Jahr 2007 – nämlich mehr als 250 Milliarden Euro“, so der CBRE Chef. Sehr inhomogen entwickeln sich die Länder der CEE Region. Während in Tschechien, Polen, Ungarn und Rumänien ein eindeutiger Anstieg zu erkennen ist, ist der russische Markt in absoluten Zahlen und mit einem Volumen von 1,152 Milliarden Euro im ersten Halbjahr zwar noch immer der stärkste, allerdings sind das um rund 58 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2013.

„Diese Entwicklung steht in direktem Zusammenhang zur Ukraine-Krise und dem daraus resultierenden gesunkenen Vertrauen in Russland“, ist Ridder, der als Chairman bei CBRE auch für die gesamte CEE Region verantwortlich ist, überzeugt. „Polen kristallisiert sich immer mehr als interessantestes Land in der CEE Region heraus und erreicht mit einem Investmentvolumen von 1,116 Milliarden Euro beinahe das Niveau von Russland.“