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Zementindustrie fordert Infrastrukturausbau als Wachstumsmotor

VÖZ: Kompensation indirekter Stromkosten sowie beschleunigte Verfahren für Ausbau erneuerbarer Energie und moderner Netzinfrastruktur für Strom, Wasserstoff und CO2 die dringlichsten Zukunftsthemen
Patrick Baldia
Zementindustrie fordert Infrastrukturausbau als Wachstumsmotor
"Die Ambitionen in puncto Klimaschutz zwingen die Politik nun zum Handeln“, so Sebastian Spaun, Geschäftsführer der VÖZ.
© Robert Fritz/DERFRITZ Grafik und Fotografie e.U.

Die Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie, VÖZ, nimmt ihre Verantwortung gegenüber der Umwelt und der Gesellschaft ernst und wendet sich daher mit einem Positionspapier an die Politik. „Die Baukonjunktur ist nach wie vor am Boden, das bestätigen auch die aktuellen Umsatzzahlen – der Rückgang bei leistbarem Wohnraum ist ein weiteres Alarmsignal, das die Politik mit dem Baukonjunkturpaket zwar anerkannt hat, dessen Wirkung aber noch auf sich warten lässt“, erläutert Sebastian Spaun, Geschäftsführer der VÖZ.

Ein zentrales Anliegen der österreichischen Zementindustrie ist die Reduktion der CO2-Emissionen bei der Herstellung von Zement, deren Anteil in Österreich zuletzt bei etwa drei Prozent lag. Die Roadmap der österreichischen Zementindustrie beschreibt den Weg zur klimaneutralen Herstellung von Zement bis 2050. Zahlreiche Projekte, wie die Entwicklung und Herstellung klimafitter Zemente oder die Nutzung von Betonrecyclingfraktionen als CO2-Senke werden vorangetrieben. „Das Engagement der österreichischen Zementindustrie ist beeindruckend. Die Ambitionen in puncto Klimaschutz zwingen die Politik nun zum Handeln“, so Spaun.

Heimo Berger, Vize-Präsident der VÖZ, ergänzt: „Die Zementindustrie als einer der wichtigsten Partner der Bauwirtschaft, insbesondere der Wohnungswirtschaft, liefert regionale Baustoffe, ist unabhängig von internationalen Lieferketten und daraus resultierenden Lieferengpässen. Sie bildet zugleich das Rückgrat einer modernen Gesellschaft – wie z. B. mit Bahn- und Verkehrsinfrastruktur, modernen Energienetzen, Erneuerbaren Energien, Wasserver- und -entsorgung, Abfallverwertung etc. Unsere Unternehmen investieren gewaltig in modernste Mahltechnologien und planen CO2-Abscheideanlagen und -Speicherprojekte. Dazu müssen die Rahmenbedingungen deutlich verbessert werden, da unsere Standorte hier in direktem Wettbewerb mit anderen Regionen innerhalb und außerhalb Europas stehen.“

Die Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasen werden in der Zementindustrie zu einer Verdreifachung des Strombedarfs führen. „Die Kompensation indirekter Stromkosten sowie beschleunigte Verfahren für den Ausbau erneuerbarer Energie und moderner Netzinfrastruktur für Strom, Wasserstoff und CO2 sind die dringlichsten Zukunftsthemen für die heimische Standortpolitik. Beton ist der weltweit am meisten verwendete Baustoff – es gibt kaum einen Werkstoff, der in puncto Klimaschutzbilanz engagierter ist. Doch der eingeschlagene Weg zur vollständigen Erreichung der Klimaziele ist noch lang und auf diesem Weg ist die im internationalen Wettbewerb stehende Industrie besonders verwundbar. Es besteht dringender Handlungsbedarf der Politik“, so Spaun.

Heimo Berger betont die Chance, den notwendigen Infrastrukturausbau für die Energie- und Klimawende als Wachstumsmotor zu nützen: „Der Binnenstandort unseres Landes darf nicht als Nachteil hingenommen werden, wir müssen offensiv den Ausbau der erneuerbaren Energiequellen (PV, Wind, Wasser) forcieren und gleichzeitig unsere Netze für Strom und auch für CO2 und Wasserstoff ausbauen. Ebenso müssen wir die Betriebe endlich wirkungsvoll vor einer ausufernden Bürokratie schützen. Für die Transformation der Industrie ist Tempo gefragt.“ Die Mittel des Transformationsfonds müssen vor dem Hintergrund der gesunkenen CO2-Zertifikatekosten aufgestockt werden, sonst ist eine Realisierung von Großprojekten für den Klimaschutz bis 2035 unrealistisch. Das Thema der CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS) beschäftigt die Zementindustrie international, hier fordern Berger und Spaun ein selektives Aufheben des in Österreich gültigen Verbotes für die „hardest to abate“-Sektoren (Zement, Kalk, Stahl, Feuerfest und Abfallverbrennung): „Wir müssen auch hier ins Tun kommen, da uns andere Regionen in Europa weit voraus sind – zugunsten des Wirtschaftsstandortes Österreich, der Gesellschaft und der Versorgungssicherheit heimisch erzeugter Werkstoffe.“

Die VÖZ ist im engen Austausch mit Politik und Entscheidungsträgern, plädiert aber für eine offene Diskussion mit allen Stakeholdern: „Die Klimakrise ist mittlerweile für jeden spürbar, wir haben Lösungen und diese haben einen Mehrfacheffekt: Mit Beton können wir flächenschonend in die Höhe und Tiefe bauen, die Bauteilaktivierung trägt maßgeblich zur Klimaresilienz des Wohnbaus bei und wir können unsere Baustoffe zu 100 Prozent im Kreislauf halten – Vorteile, die genützt werden müssen“, so Spaun und Berger.

Die drei Forderungen auf einen Blick:

1.     Leistbares Bauen

·       Ankurbelung des sozialen Wohnbaus und verbesserte Rahmenbedingungen für den privaten Wohnbau

2.     Regionale Industrie als wichtiger Baustein für die Daseinsvorsorge

·       Kompensation indirekter Stromkosten für die Grundstoffindustrie

·       Krisenbedingte Steuererleichterungen verlängern

3.     Standortsicherung – Infrastrukturausbau als Wachstumsmotor

·       Offensive zur Sanierung und zum Ausbau der Netze (Strom, Wärme, Wasserstoff, CO2, Bahn, nachhaltige Straßenbeläge)

·       Konsequente Umsetzung der Carbon-Management-Strategie