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Zero Waste als Ziel

Wolfgang Rieder, Chef und Eigentümer der Rieder Group im Gespräch über Nachhaltigkeit, Rohstoffminimierung und Müllvermeidung, sowie das neue Produkt öko skin pixel.
Lisa Grüner
Wolfgang Rieder
Wolfgang Rieder
© Maggie Janik

Herkömmliche Baustoffe werden immer mehr zum Problem? 

Global gesehen stammen 40 Prozent des Abfalls aus der Bauindustrie. Zu einem guten Teil handelt es sich um Pre-Consumer-Waste, der bereits entsteht, ehe das Produkt auf die Baustelle gelangt. Zum anderen handelt es sich um Abfall, der durch Umbauten oder am Ende des Lebenszyklus eines Gebäudes anfällt.   Gibt es eine Lösung dafür? Eine wichtige Strategie lautet bei Rieder daher „Zero Waste“, also die Rohstoffminimierung und Müllvermeidung in der Produktion und Logistik, sowohl im Pre- als auch im Post-Consumer-Bereich. Wir stellen auf nachhaltige Primärenergie um und bereits 2021 wird der Zementanteil in unserer Betonmatrix um 50 Prozent reduziert sein. Das ist ein Meilenstein!   Um den Verschnitt bei der Produktion der öko skin Betonlatten zu reduzieren, haben wir ein neues Produkt entwickelt, die öko skin pixel.   

Was zeichnet dieses Produkt in Punkto Ökologie und Nachhaltigkeit aus?

Vor allem gegenüber herkömmlichen, vergleichbaren Baustoffen. öko skin pixel hat durch die Kleinteiligkeit eine andere Ästhetik, wirkt nicht so perfekt. In Zusammenarbeit mit einem Partner entwickeln wir ein digitales Werkzeug. Diese Software wird auf die Bestände des Verschnitts zugreifen und projektbezogene Gestaltungsmöglichkeiten für Fassaden generieren. Es handelt sich dabei um Verschnittteile aus dem Glasfaserbetonplatten-Sortiment, die dank einer innovativen Methode der Katalogisierung für neue Anwendungen als kleinteilige Schindeln aufbereitet und weiterverarbeitet werden. Somit bietet sich für die aus mineralischen Grundstoffen bestehenden Werkstoffe nicht nur die Option des Recyclings, sondern auch jene des Upcyclings in Form kleinteiligerer Elemente, die zahlreiche Einsatz- und Gestaltungsmöglichkeiten bieten. Zudem arbeiten wir an einem Kreislaufsystem, sprich der Rücknahme unserer Produkte, um sie wieder in den Produktionskreislauf zurückzuführen.     

Was ist/war der gedankliche Ansatz bei der Entwicklung?

Wir wollen bereits 2025 Klimaneutralität erreichen:  Gut acht Prozent der globalen Treibhausgasemissionen sind dem Baustoff Beton zuzuschreiben. Das ist meiner Meinung nach viel zu viel! Wir müssen jetzt handeln und nicht warten, bis es zu spät ist. Ich möchte eine Antwort auf die Frage finden, was der Bausektor zu einer klimaneutralen Zukunft beitragen kann. Wie können wir – Hersteller und Investoren, Architekten und Ingenieure – den von uns verursachten Energieverbrauch mit dem in Einklang bringen, was der Planet verträgt? Es ist nun wichtig, den Bestand genau zu betrachten und eine Debatte über Wiederverwertung und Kreislaufwirtschaft unter der Prämisse des tatsächlichen Energieverbrauchs und der grauen Energie zu führen, um daraus Handlungsmaximen abzuleiten.  

Lassen Sie Ihre Produkte Ökozertifizieren? Wenn ja, mit welchem Siegel? 

Ja, wir haben einige Zertifizierungen.

  • EPD – Umwelt-Produktdeklaration 
  • IBO Zertifikat (Institut für Baubiologie und -ökologie)
  • ISO 14001 & ISO 9001 
  • Leed v4  
  • IBU Zertifizierung (Institut Bauen und Umwelt) 

Forschen Sie selbst im Bereich nachhaltige/ökologische Baustoffe? Warum? Welche Felder betreffen die nächsten Entwicklungen? 

Unsere Produkte aus Glasfaserbeton sind äußerst schlank, haben also einen geringen Rohstoffverbrauch – das ist ein großer Vorteil! Die Reduktion des Materialeinsatzes generell ist ein großes Thema. Wir investieren vier bis sechs Prozent unseres Budgets in Forschung und Entwicklung, im Wesentlichen in Hinblick auf die Ökologisierung unserer Produkte und des gesamten Produktionsprozesses.