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Zinshausmarkt ist stets weitergewachsen

Eugen Otto, Eigentümer und Geschäftsführer von Otto Immobilien, spricht im ImmoFokus-Interview unter anderem über den boomenden Wiener Zinshausmarkt und die seltsamen Auswüchse, die damit einhergehen.
Patrick Baldia
OTTO. Eugen
OTTO. Eugen
© Alexander Chitsazan

Bei unserem letzten Real Circle, im September 2021, meinten Sie, dass Sie kein Ende der Nachfrage- und Preisanstiege am Wiener Zinshausmarkt sehen und es praktisch unmöglich ist, Preisvorhersagen zu treffen. Ist das die neue Normalität oder nur eine Momenter­scheinung?

Man sollte zwar niemals nie sagen, aber ich kann mir eine annähernd ähnliche Entwicklung in den nächsten Jahren nicht vorstellen. Für mich ist jetzt – vielleicht mit einem kleinen Spielraum der nächsten sechs bis zwölf Monate – der Zenit erreicht. Meines Erachtens wird sich die Lage wieder stabilisieren. Was sich jedoch viele wünschen, nämlich dass die Preise wieder erschwingli­cher werden, wird voraussichtlich nicht eintre­ten. Dafür gibt es für uns – auch in unseren Analysen – keinerlei Anhaltspunkte.

Können Sie sich an eine vergleichbare Pe­riode am Wiener Zinshausmarkt erinnern?

Den ersten Boom hatten wir vor der Weltaus­stellung, die für 1995 geplant war. Nachdem die Wiener 1991 in einer Volksbefragung mehrheitlich gegen die Austragung der Welt­ausstellung stimmten, änderte sich praktisch nichts, die Preise gingen weiter schnurstracks in die Höhe. Wie die Treppen der Pyramiden. Zwar gab es danach, etwa ausgelöst durch gesetzliche Änderungen wie Wohn- und Mietrechtsnovellen (Stichwort Leerstandab­gabe), immer wieder vorübergehende Ver­schnaufpausen. Im Grunde hat das aber den Aufwärtstrend nicht aufhalten können. Auch während der Finanzkrise 2008/2009 hat der Zinshausmarkt bekanntlich einen Boom erlebt.

Andererseits, wann gab es zuletzt eine extrem negative Phase?

An eine lange negative Periode kann ich mich nicht erinnern. Auch wenn sich – wie gesagt – rechtliche oder steuerliche Änderungen immer wieder vorübergehend auf die Transaktionstätigkeit ausgewirkt haben. Der Zinshausmarkt ist stetig weitergewachsen. Damit gehen allerdings auch nicht nur erfreuliche Begleiterscheinungen einher.

Wie meinen Sie das?

Wir verwalten mehr als 160 Zinshäuser. Und nahezu jeder unserer Eigentümer berichtet von ganz seltsamen Auswüchsen. Wie etwa einer Flut an Schreiben, in denen erklärt wird, wieso sie gerade jetzt ihr Zinshaus verkaufen sollten. Gleichzeitig werden Anzeigen geschalten, in denen für den neuen Lebens­genuss geworben wird, der erst durch einen Verkauf möglich werden würde . Davon ist jeder Eigentümer unglaublich genervt. Es ist ja so, dass Makler oder Käufer auch nicht vor Telefonanrufen Halt machen.

Kaum zu glauben ...

In einigen Fällen kann man durchaus von einer Art Telefon-Stalking sprechen. Es gibt sogar im Ausland lebende Eigentümer, die mir erzählt haben, dass plötzlich Leute vor ihrer Tür standen und meinten, es wäre ein wunderbarer Moment, ihr schönes Wiener Zinshaus zu verkaufen. Und es gebe keine seriöseren Abnehmer als sie. Da kommt es schon zu unfassbaren Blü­ten. Eigentlich sollte man solche Geschichten sammeln und veröffentlichen. Da hätten viele Menschen etwas zum Schmunzeln.

Das vollständige Interview finden Sie im aktuellen ImmoFokus Special "Wiener Zinshaus"