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ZInswende trifft alle Assetklassen

„Trotzdem werden Top-Immobilien als Realveranlagung in guten Lagen mit entsprechender Vermietung auch weiterhin stark von Investoren nachgefragt sein und attraktive Preise erzielen“, so Franz Pöltl geschäftsführender Gesellschafter bei EHL Investment Consulting GmbH.
Amelie Miller
Franz Pöltl
Franz Pöltl
© EHL

Wer ist der Top-Game-Changer: die Covid-Pandemie, ESG & EU-Taxonomie - oder doch die Zinswende?

Die Immobilienbranche hatte in den letzten drei Jahren einige Herausforderungen zu managen. Mit einem singulären Ereignis wie der Pandemie kam ein Großteil der Immobilienwelt noch verhältnismäßig gut zurecht, doch es gesellten sich im Laufe der Zeit mit dem Anstieg der Rohstoff- und Energiepreise, der Ukraine-Krise und dem Zinsanstieg mehrere Ereignisse hinzu, die in Summe die Rahmenbedingungen in der Branche doch stark verändert haben.

Das alles ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass sich die Immobilienwirtschaft schon in wenigen Jahren zu einem nachhaltigen Sektor entwickeln muss, der seinen Teil zur Erreichung der EU-Klimaziele beiträgt. Insofern muss man die nun bevorstehenden Änderungen in der Branche im Kontext einer Vielzahl von parallel vor sich gehenden Ereignissen sehen und nicht einer Tatsache isoliert zuordnen.

Bremsspuren am Markt. Ist die Immobilien-Party vorbei? Rechnen Sie mit Preisabschlägen? Wenn ja - in welchen Asset-Klassen?

Zweifelsohne zutreffend ist, dass wir seit 2008 den wohl längsten Zyklus in der Immobilienwirtschaft gesehen haben und diese Aufwärtsentwicklung mittlerweile beendet sein dürfte. Die EZB hat mehrere Zinsschritte angekündigt beziehungsweise schon umgesetzt. Steigende Zinsen bewirken in der Regel rückläufige Immobilienpreise. Da diese Entwicklung alle Segmente betrifft, wird sich dem Trend auch keine Nutzungskategorie entziehen können. Natürlich werden sogenannte Core-Immobilien weniger stark davon betroffen sein und Immobilien mit Leerstand beziehungsweise technischen Defiziten stärker.

Eine Asset-Klasse, die sich dem Trend zur Gänze entziehen kann, wird es wohl nicht geben. Trotzdem werden Top-Immobilien als Realveranlagung in guten Lagen mit entsprechender Vermietung auch weiterhin stark von Investoren nachgefragt sein und attraktive Preise erzielen.

Könnte die Krise zur Entspannung der Grundstücksmärkte in den Ballungszentren führen?

Wir bei EHL glauben, dass es zwar zu Preisänderungen kommen wird und dass wahrscheinlich kurzfristig weniger Transaktionen registriert werden. Dies hängt unseres Erachtens aber mit der Tatsache zusammen, dass sich ein neues Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage und daraus abgeleitet ein neues Preisniveau herauskristallisieren muss. Die Entscheidungsfreude der Investoren wird zurückkehren, sobald sich diese offenen Fragen konkretisieren. Investoren entscheiden nämlich nicht gerne unter unsicheren Rahmenbedingungen.

Das bedeutet aber nicht, dass Immobilien wie beispielsweise Wohn- und oder Logistikimmobilien nicht mehr gefragt sind. Da wir auch zukünftig mehr Wohnraum benötigen und der wachsende Online-Handel weiterhin zentrumsnahe Lagemöglichkeiten suchen wird, bleibt unseres Erachtens die Nachfrage nach derartigen Liegenschaften hoch.