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Zu spät - zu zögerlich

Die Kritik am Vorgehen der EZB will und wird nicht verstummen. Die erste Zinserhöhung im Euroraum seit genau elf Jahren kommt zu spät und zu zögerlich.
Michael Neubauer
Zu spät - zu zögerlich
© ImmoFokus

Schon vor der Sitzung am Donnerstag hatte es Forderungen nach einer Zinserhöhung um 0,50 Prozentpunkte gegeben - und das möglichst sogar schon im Juni.

"Die EZB kündigt zwar eine erste Leitzinserhöhung im Juli und das Ende der Negativzinsen im September an. Dieser Zeitplan ist allerdings immer noch zu zögerlich", kritisierte unter anderen der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB), Christian Ossig. "Das fundamental geänderte Preisumfeld rechtfertigt einen negativen Leitzins bis in den Herbst hinein nicht mehr."

Iris Bethge-Krauß, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB), forderte "einen verlässlichen Ausstiegsplan und über den Sommer konkrete Zinsschritte raus aus der expansiven Geldpolitik".

Doch zunächst bleibt der Leitzins im Euroraum auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Banken müssen für geparkte Gelder bei der EZB weiterhin 0,5 Prozent Zinsen zahlen. Viele Geldhäuser berechnen deswegen Kunden ab bestimmten Summen auf dem Konto ein sogenanntes Verwahrentgelt.

Schlussendlich hat man sich auf eine Anhebung von 0,25 Prozentpunkte verständigt. Weitere werden folgen."Der EZB-Rat geht davon aus, dass er die EZB-Leitzinsen im September erneut anheben wird", teilte die Notenbank nach der auswärtigen Sitzung des Gremiums am Donnerstag in Amsterdam mit. Dann sei auch "ein größerer Zinsschritt" möglich, sollten die mittelfristigen Inflationsaussichten unverändert bleiben oder sich verschlechtern, wie EZB-Präsidentin Christine Lagarde erläuterte. Die Normalisierung der seit Jahren ultralockeren Geldpolitik sei "nicht nur ein Schritt, es ist eine Reise", sagte die Französin.

Eine Reise, die für so manchen Immobilien-Entwickler, rasch zu Ende sein wird. Noch blicken alle positiv in die Zukunft. Hinter der Hand wird aber ganz offen darüber gesprochen, dass nicht alle Developer angesichts der immer schwieriger werdenden Rahmenbedingungen, überleben werden.