Doch auch bereits vor dem Krieg in der Ukraine waren die Heizkosten für zwei Prozent der Haushalte unleistbar. Das geht aus einer Studie der Statistikbehörde im Auftrag der Regulierungsbehörde E-Control hervor.
Konkret konnten 2021 rund 81.000 Haushalte ihre Wohnung nicht ausreichend warm halten. Unter den Ein-Personen-Haushalten und unter den Mieterinnen und Mietern waren es jeweils 3,3 Prozent. Bei Menschen, die höchstens über einen Pflichtschulabschluss verfügen, waren 5,7 Prozent betroffen.
Die Corona-Krise habe nicht zu einem Anstieg der Energiearmut geführt, hebt E-Control-Chef, Wolfgang Urbantschitsch, in einer Aussendung hervor. "Es bleibt aber zu befürchten, dass sich das aufgrund der aktuellen Energiekrise ändern wird." Bereits im vierten Quartal 2021 stieg der Anteil der betroffenen Haushalte auf 6,6 Prozent, zwei Quartale später waren es 9,2 Prozent.
Ein Blick auf Zahlen aus 2020 habe zudem ergeben, dass armutsgefährdete Haushalte (Einkommen geringer als 60 Prozent des Medianeinkommens) oft überdurchschnittlich hohe Energiekosten (Mehr als 140 Prozent der Mediankosten) zu tragen hatten. Vor zwei Jahren seien 123.800 bzw. 3,2 Prozent aller Haushalte davon betroffen gewesen. 55 Prozent unter ihnen lebten in Gebäuden, die vor 1960 gebaut wurden.
"Strompreisbremsen und andere aktuelle Unterstützungsleistungen sind essenzielle aber nur kurzfristige Maßnahmen, um leistbaren Energiekonsum für energiearme Haushalte in der Energiekrise zu gewährleisten", sagt Urbantschitsch mit Blick auf mögliche Gegenmaßnahmen. Informationen zum Sparen von Energie müssten um flächendeckende Beratungsleistungen und ein Unter-die-Arme-Greifen bei der Umsetzung von Effizienzmaßnahmen erweitert werden. "Ein weiterer Baustein wäre eine Stelle, bei der Informationen über Haushaltseigenschaften, soziale Bedürftigkeit und Energieverbrauch zusammenlaufen, um gezielter energiearme Haushalte zu unterstützen", so der E-Control-Chef.
Die NGO "Attac" will weiter gehen: 50 Prozent des durchschnittlichen Energieverbrauchs solle stark vergünstigt werden, inklusive Gas und Fernwärme. Darüber hinaus sollen die Tarife progressiv steigen, um Luxuskonsum stark zu verteuern, fordert Attac in einer Reaktion auf die Studie. Die geplante Strompreisbremse reiche nicht aus, sie sei zudem unökologisch und sozial nicht treffsicher. (apa)