Wie hat sich die Zeit des Lockdowns auf Ihr Unternehmen ausgewirkt?
COVID-19 hat uns und unsere Kunden vor neue Herausforderungen gestellt. Wir mussten sehr flexibel und rasch auf neue Rahmenbedingungen in all unseren Servicebereichen – von der Reinigung über Sicherheitsdienste bis hin zur Betriebsgastronomie – reagieren. Im Gesundheitswesen standen zu Beginn der Krise – bedingt durch Quarantänen in Spitälern und den Lockdown – beispielsweise vermehrt Themen wie Personalplanung an der Tagesordnung. Auch bei Kunden im Bürobereich und der Betreuung öffentlicher Einrichtungen haben sich unsere Erfahrung im Gesundheitswesen als besonders wertvoll erwiesen. Zusätzlich war ein permanenter Austausch mit unseren Ansprechpartnern sowie ein flexibler Service ein zentraler Erfolgsfaktor im Krisenmanagement. Derzeit begleiten wir unsere Kunden auf ihrem Weg in die „neue Normalität“ sowie einen schwer einschätzbaren Herbst und Winter und die damit verbundenen Herausforderungen. Dieses neue Service- und Beratungsportfolio nennen wir „Rise with Sodexo“.
Was sind, nach einem halben Jahr, die Auswirkungen?
Die Sodexo Service Solutions Austria beschäftigt in Österreich rund 3.700 Mitarbeiter. Wir versorgen mit unseren Services täglich knapp 475.000 Verbraucher in rund 1.400 Betrieben, darunter Wirtschaftsunternehmen, Behörden und Krankenanstalten. Aufgrund der anhaltenden und durch COVID-19 beschleunigten Trends in Richtung Homeoffice bzw. Teleworking hat sich das Volumen in der Gemeinschaftsverpflegung im Bereich der Bürogebäude im Vergleich zu anderen Sparten in Österreich, wie beispielsweise der Reinigung oder Sicherheit, massiv reduziert. Anteile davon konnten wir durch Partnerschaften mit Lieferservice-Unternehmen kompensieren. Die Sodexo-Essensgutscheine unseres Schwester-Unternehmens Benefits & Rewards Services bieten hier ebenfalls Möglichkeiten für Unternehmen ihre Mitarbeiter auch im Homeoffice zu verköstigen. Dennoch ist der Rückgang signifikant. In den Betriebsrestaurants, aber auch in der öffentlichen Gastronomie, sieht sich die Branche derzeit mit vergleichbaren Kosten aber reduzierten Umsätzen konfrontiert. Der Markt hat sich maßgeblich verändert und befindet sich inmitten einer weiteren Transformation. In Produktionsbetrieben war die Auswirkung auf die Betriebsgastronomie geringer, aber auch spürbar. Der Bereich Facility Management und vor allem die Dienstleistungen im Gesundheitssektor haben sich als sehr stabil erwiesen – hier waren kaum Auswirkungen spürbar. Dieser Bereich macht auch den Großteil unserer Services und des Geschäfts in Österreich aus.
Wie haben sich die Erhöhung der steuerfreien Beträge für Essensgutscheine von 4,40 auf 8 Euro ausgewirkt?
Im Zuge des „Wirtshauspakets“ wurde im Juli der steuerfreie arbeitstägliche Restaurant-Zuschuss pro Arbeitnehmer von bisher € 4,40 auf € 8,00 dauerhaft angehoben. Gleichzeitig wurden Prepaidkarten Papiergutscheinen rechtlich ausdrücklich gleichgestellt. Das Interesse der Unternehmen an den Kartenlösungen unseres Schwester-Unternehmens Sodexo Benefits & Rewards Services sowie an der Erhöhung des arbeitstäglichen Zuschusses ist sehr groß und Benefits & Rewards hat einen deutlichen Anstieg seit Juli verzeichnet. Die Zuschüsse stehen auch im Homeoffice zu und viele Unternehmen erkennen darin ein Instrument, um Mitarbeiter auch in Krisenzeiten und beim Arbeiten von Zuhause zu unterstützen und zu binden. Andere wollen ihren Mitarbeitern gerade in dieser schwierigen Zeit besondere Wertschätzung entgegenbringen. Darüber hinaus leisten die Zuschüsse auch einen wesentlichen Beitrag dazu, die öffentliche Gastronomie in dieser Krise zu unterstützen.
Die Zuschüsse in Form von Essensgutscheinen leisten einen wesentlichen Beitrag dazu, die Gastronomie in dieser Krise zu unterstützen.
Wie wirkt sich das vermehrte Home-Office aus?
Eine vor kurzem von Sodexo in Auftrag gegebene Studie hat ergeben, dass im internationalen Vergleich während der Hochphase der Pandemie jeder zweite Arbeitnehmer im Homeoffice war. Ein ähnliches Bild zeigt für Österreich eine Umfrage von Statista: Bei einer im April und Mai 2020 unter Unternehmensvertretern in Österreich durchgeführten Umfrage zur Nutzung von Homeoffice gaben 58 Prozent der Befragten an, während des Corona-Lockdowns seien alle ihrer Mitarbeiter von zuhause aus tätig gewesen. Vor der COVID-19-Krise hingegen war dies nur bei zwei Prozent der Unternehmen der Fall gewesen. Nahezu alle Unternehmen haben gelernt, sich im Verwaltungsbereich auf die neue Form der Arbeitswelt anzupassen. Der Trend wurde nicht zuletzt durch die weiterhin notwendigen Social-Distancing-Maßnahmen bedingt durch COVID-19 verstärkt. Aber auch die wirtschaftlichen Einsparungsmöglichkeiten durch verringerte Büroflächen spielen mit Blick auf die sich verändernden Rahmenbedingungen eine Rolle. So wie es derzeit aussieht, wird das auch nach COVID-19 erhalten bleiben. Was unsere eigene Situation betrifft: Auch nach dem Lockdown haben wir die Telearbeit als bevorzugte Variante weitergeführt, um Social Distancing so gut wie möglich zu gewährleisten. Wir haben auch unsere gesamten Büros an die Sicherheitsmaßnahmen angepasst, damit etwa Abstände eingehalten werden können. Ein sicheres Miteinander steht für uns an oberster Stelle.
In Kantinen kommen viele Menschen zu Stoßzeiten zusammen:
Wie geht man damit um? Welche Maßnahmen wurden/werden getroffen, um eine Ansteckung gering zu halten?
Wir sind im ständigen Austausch mit unseren Kunden und richten unseren Betrieb nach den geltenden und sich laufend verändernden Maßnahmen und Richtlinien der Länder und Bundesregierung – wie zuletzt auch im Bereich der Gäste-Registrierung – aus. Seit Ausbruch der COVID-19-Pandemie haben wir zusätzlich zu den geltenden Bestimmungen zahlreiche Sicherheitsmaßnahmen in unseren Betrieben umgesetzt: strenge Schulungsmaßnahmen für Hygiene, das verpflichtende Tragen von Mund-Nasen-Schutz-Bedeckungen in allen Bereichen der Catering-Betriebe sowie Maßnahmen für Social Distancing. Um die Sicherheit und das Wohlbefinden für unsere Gäste weiter zu erhöhen, nehmen wir seit September die Aktion „Sichere Gastfreundschaft“ des Tourismusverbandes in Anspruch. Im Rahmen dieser tollen Initiative ermöglichen wir den Mitarbeitern in unseren Cateringbetrieben einmal pro Woche und auf freiwilliger Basis einen PCR-Test vorzunehmen. Die Rahmenbedingungen bleiben jedoch durch die sehr dynamischen Veränderungen und Anpassungen von Maßnahmen herausfordernd. Ein Vorteil für uns als Teil eines globalen Unternehmens ist, dass wir bereits in anderen Ländern gewonnene Best-Practice-Beispiele sowie den möglichen Verlauf der Wellen-Phasen beobachten und in unserer Kundenberatung nutzen können.
Seit September nehmen wir die Aktion „Sichere Gastfreundschaft“ des Tourismusverbandes in Anspruch. Die Rahmenbedingungen bleiben jedoch durch die sehr dynamischen Veränderungen und Anpassungen von Maßnahmen herausfordernd.
Gibt es Beschränkungen, wieviele Menschen in einer Kantine sein dürfen?
Wie sieht es im Falle einer 2. Welle aus? Orientieren sich die Kantinen an der Gastronomie? Die Betriebsrestaurants orientieren sich an den Maßnahmen und Vorgaben der Länder und der Bundesregierung. Hier wird die Betriebsgastronomie in beinahe allen Belangen mit der öffentlichen Gastronomie auf eine Stufe gestellt. So dürfen zum Beispiel ab Freitag 23.10.2020 00:00 Uhr zum Beispiel nur sechs Personen pro Tisch zusammensitzen.
Wurden neue Business Modelle/Strategien entwickelt?
Wir waren in den letzten Wochen und Monaten mit unseren Kunden intensiv im Austausch. Wir haben zugehört, um ihre Herausforderungen genau zu verstehen. Mit „Rise with Sodexo“ haben wir Anfang Juni einen Service-Ansatz präsentiert, um Unternehmen auf dem Weg in die neue Normalität und darüber hinaus bestmöglich zu stärken und zu unterstützen. Wir haben damit einen systematischen Ansatz für Unternehmen entwickelt, der es unseren Kunden ermöglichen soll, tägliche Abläufe umzustellen oder diese im Hinblick auf mögliche weitere COVID-19-Welle zu planen. Dabei stehen Sodexos Unternehmensmission „Quality of Life Services“ und die Frage im Fokus, wie man die Lebensqualität der Mitarbeiter in diesen herausfordernden Zeiten stärken und Arbeitgeber in komplexen und neuen Problemstellungen unterstützen kann.