Bauhaus Erde und Kuehne Climate Center fordern den Aufbau stabiler Lieferketten für biobasiertes Bauen. Eine gemeinsame Studie der beiden Organisationen zeigt, dass sie entscheidend für den Wandel hin zu einem klimapositiven Gebäudesektor sind.
Der Gebäudesektor verursacht fast 40 Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen – und wächst weiter. Bis 2060 soll sich der globale Gebäudebestand verdoppeln. Ein Großteil der Emissionen stammt aus Stahl und Beton. Materialien wie Holz oder Bambus könnten das ändern: Sie reduzieren Emissionen, können als Kohlenstoffspeicher wirken und sorgen für ein besseres Raumklima.
Die Studie untersucht Lieferketten in Deutschland, Kenia und Indonesien und kommt zu drei zentralen Ergebnissen. Selbst in Ländern mit fortschrittlicher Bauindustrie stehen die Lieferketten für biobasierte Materialien noch am Anfang. Wichtige Schritte seien eine gute Forstbewirtschaftung, industrielle Verarbeitung und die Vorfertigung wiederverwendbarer Module. Doch auch die Nachfrage stagniert, unter anderem wegen regulatorischer Hürden.
„Forschung und Innovation im Bereich biobasierter Baustoffe florieren. Das birgt enormes Potenzial, nicht nur für den Klimaschutz, sondern auch für die Entwicklung einer Bioökonomie. Wenn Unternehmen auf verlässliche Marktbedingungen vertrauen können, werden sie in kosteneffiziente Produktion investieren.“—Philipp Misselwitz, Geschäftsführer von Bauhaus Erde.
„Die Fallstudien von Berlin-Brandenburg bis Bali und Kenia zeigen, dass der Übergang zum biobasierten Bauen weit mehr erfordert als neue Materialien. Es braucht einen systemischen Wandel in Prozessen, Lieferketten und politischen Rahmenbedingungen.“—Friederike Münn, geschäftsführende Gesellschafterin von B&O Bau.
In Schwellenländern erhöhen unkoordinierte Lieferketten die Kosten erheblich. „In Kenia macht die Logistik fast 50 Prozent der gesamten Produktkosten für Holz aus“, sagt Olivia Lamenya vom Kuehne Climate Center in Nairobi.
„Bessere Logistik und integrierte Wertschöpfungsketten machen biobasierte Baustoffe günstiger und nachhaltiger. Mit Projekten wie Grow a Classroom und dem Safari Green Building Index fördern wir den Holzbau und schaffen Bewusstsein für dessen Potenzial.“—George A. Ndege, Präsident des kenianischen Architektenverbands.
Auch in Indonesien zeigt sich laut Studie, dass ineffiziente Bambusverarbeitung die Kosten hochtreibt und den Markt bremst. Die Untersuchung widerspricht der Annahme, dass lange Transportwege die Klimabilanz verschlechtern.
„Der Transport ist nicht die Achillesferse biobasierter Baustoffe“, erklärt Hannah Langmaack von Bauhaus Erde. „Rohholz kann bis zu 3.000 Kilometer per Lkw oder 12.000 Kilometer per Schiff transportiert werden und bleibt klimafreundlicher als lokal produzierter Beton.“
Lokale Beschaffung ist sinnvoll, wenn Rohstoffe und Industrie vorhanden sind – aber sie ist keine Voraussetzung. Auch international gehandelte biobasierte Materialien können positiv zur Klimabilanz beitragen.
„Effiziente Lieferketten sind eine entscheidende Komponente auf dem Weg zum biobasierten Bauen. Wir arbeiten daran, Daten und Werkzeuge bereitzustellen, die Akteuren helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen und so den Aufbau eines klimapositiven Bausektors zu beschleunigen.“—Stefanie Sohm, Kuehne Climate Center.