Insgesamt haben sich dabei 180 IT-, Real-Estate- und HR-Verantwortliche aus rund 20 unterschiedlichen Branchen der Frage gestellt, wie sich die Arbeitswelt durch die Pandemie wohl dauerhaft verändern wird.
Rund 80 Prozent aller Befragten arbeiten derzeit ausschließlich oder zumindest überwiegend von zu Hause aus. Immerhin ein Fünftel befindet sich hingegen teilweise im Home-Office. Die Vorteile dabei liegen auf der Hand: Viele Angestellte schätzen die Flexibilität und das Vertrauen. Sie haben das Gefühl, an Lebenszeit dazuzugewinnen und nicht mehr so viel Zeit auf der Straße liegen zu lassen – wodurch ganz nebenbei auch noch der Schadstoffausstoß verringert wird.
Keine Frage, auch wenn Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern bislang sehr an der Präsenzkultur festhielt, hat die Pandemie jeglichen Skeptikern bewiesen, dass es auch anders geht. Die Tür zum modernen Arbeiten wurde damit weit aufgestoßen, weshalb auch zwei Drittel der Befragten fest davon ausgehen, dass sich der Anteil des mobilen Büros zu Hause oder gar Third-Places – wie beispielsweise das Café oder der Park im Grünen – im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit auf lange Sicht gesehen deutlich erhöhen wird. Die Grundvoraussetzung dafür ist jedenfalls gegeben, da mit 93 Prozent die große Mehrheit der Befragten zumindest teilweise digital arbeitet. Im Vergleich dazu rechnet lediglich jeder Zehnte mit einem reduzierten Anteil mobiler Arbeit.
Dies hätte zur Folge, dass ein Teil der Büroflachen in den Unternehmen demnach auch künftig ungenutzt bleibt. Insofern sind die Firmen bereits jetzt dazu angehalten, sich Gedanken darüber zu machen, wie sich die Arbeitsfläche fortan mehrdimensionaler gestalten lässt.
In der neuen Arbeitswelt bleibt das Büro die entscheidende Option unter vielen. Es dient als Tankstelle für Identität und Integrität, vermutet Martin Becker, Partner der Drees & Sommer SE und Experte für New Work.
Gefragt ist dabei vor allem eine attraktive, effiziente Flächennutzung sowie der Einsatz neuer digitaler Tools. Nicht zu vergessen aber das wohl größte „Argument“ des Büros: Es ist ein Ort der menschlichen Begegnung und der direkten Kommunikation.
Das ist nicht nur ein Grundbedürfnis des Menschen, der persönliche Austausch ist darüber hinaus wichtig fürs Geschäft: „Insbesondere Shared Spaces bieten die Möglichkeit für zufällige Begegnungen. Dies hat nicht nur Einfluss auf das psychische Wohlbefinden der Mitarbeitenden. Die Shared Spaces schaffen auch Vertrauen und Gemeinschaftsgefühl und damit die Voraussetzung für kreative Problemlösungen, so Becker weiter.
Nicht zuletzt deshalb sehnen sich auch einige Mitarbeiter nach dem Büro, wie in der Blitzumfrage zum Vorschein kam. Gründe wie das technische Equipment oder die bessere Trennung von Privatem und Beruflichem wurden dabei vorrangig genannt. Unterm Strich lässt sich jedoch sagen, dass nach Abwägung aller individuellen Vor- und Nachteile eines jeden Einzelnen, eine flexible Mischung aus Home-Office und Büroanwesenheit die vielversprechendsten Bedingungen bietet, um Wohlbefinden und Produktivität aufrecht zu erhalten.
Doch wenn die Büros langfristig nicht mehr so rege besucht werden wie bisher, dabei aber gleichzeitig die neuen Ansprüche wie Wohlfühlfaktor, Hygiene und Sicherheit erfüllen sollen, stellt dies Arbeitgeber vor große Herausforderungen. Denn vor allem am Thema Desk-Sharing scheiden sich in der Umfrage die Geister – und zwar hälftig: Rund 48 Prozent der Befragten bieten derzeit noch kein Desk-Sharing an und bezweifeln zudem, dass diese Methode dabei helfen könnte, die Arbeitsorganisation in der Fläche besser abzubilden.
Das ist das ‚Flächennutzung-Paradoxon‘. Wer kann oder will es sich auf Dauer leisten für jeden Einzelnen einen eigenen Arbeitsplatz vorzuhalten – unabhängig davon, wo derjenige arbeitet? Daher führt an flexiblen Nutzungskonzepten kein Weg vorbei, ist sich Martin Becker sicher.
Resultierend wurde die Veränderung der gewohnten Arbeitskultur mit 66 Prozent als die derzeit größte Herausforderung von allen genannt.
Doch der Change- und Transformationsprozess stellt Unternehmen vor eine große Hürde: „Was im Krisenmodus gelernt und implementiert wurde, bedarf nun einer kontinuierlichen Weiterentwicklung für das New Normal. Unternehmen sind lebendige Systeme und daher braucht es eine agile Transformation und Unternehmensentwicklung, resümiert Martin Becker.
Über die Umfrage
Befragt wurden insgesamt 180 Verantwortliche der Bereiche IT, Real-Estate, und HR aus rund 20 unterschiedlichen Branchen. 59 Prozent davon stammen aus Unternehmen mit mehr als 1.500 Mitarbeitern, 14 Prozent aus dem Mittelstand mit 201 bis 1.500 Mitarbeitern und die restlichen 27 Prozent vertreten die kleinen Firmen mit 50 bis 200 Mitarbeitern. Am stärksten vertreten waren dabei die Sektoren Automotive, Industrie und Finance.
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