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Kiubo auf dem Prüfstand der Wohn- und Architekturpsychologie

Wie lebt es sich in einem Kiubo-Gebäude? Da die soziale Nachhaltigkeit für Kiubo ein wichtiges Thema ist, hat das Unternehmen für das erste – bereits mehrfach ausgezeichnete – Kiubo-Wohnhaus in der Grazer Starhemberggasse eine humanwissenschaftliche Qualitätsanalyse erstellen lassen
Patrick Baldia
Kiubo
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© Kiubo GmbH | Balkone und Außenflächen im ersten Kiubo-Wohnhaus in der Grazer Starhemberggasse

Die Wohn- und Architekturpsychologie ist eine relativ junge Wissenschaft, die seit den 1920er-Jahren erforscht, wie die gebaute Umwelt auf Menschen und ihr Denken, Fühlen und Handeln Einfluss nimmt. Sie verbindet Wissen aus verschiedenen Disziplinen der Psychologie – wie unter anderem der Sozial-, Entwicklungs-, Wahrnehmungs-, Arbeits- oder Neuropsychologie – mit Wissen aus den technischen und planenden Fachgebieten – wie Architektur, Innenraumgestaltung, Städtebau, Raumplanung, etc.

Warum Wohn- und Architekturpsychologie?

Räume prägen unser Verhalten, unser Empfinden, unsere Beziehungen, persönliche Entwicklung und Entfaltung, Gesundheit, Konzentration, Motivation und vieles mehr. Ziel der Wohn- und Architekturpsychologie ist es, das Wissen bei der Planung von Gebäuden und Siedlungen bzw. bei der Gestaltung von Räumen gezielt einzubringen, positive Wirkungen zu stärken und negative zu reduzieren, sowie neue, ungenutzte Potentiale zu generieren. Der Lebensraum des Menschen wird dabei ganzheitlich betrachtet. Denn der professionelle Einsatz der Wohn- und Architekturpsychologie kann in vielen Fällen sehr viel Positives bewirken.

„So können gebaute Lebenswelten auch negative Wirkungen auf Menschen haben. Aktuell sehr gängige Krankheiten wie Burn-out oder Depressionen werden von vielen Wohn- und Arbeitsräumen bzw. Gebäude- und Siedlungseigenschaften zumindest mitverursacht. Auch können Störungsbilder, wie beispielsweise ADHS, Adipositas, Angst- oder Entwicklungsstörungen bei Kindern zumindest teilweise mit dem Wohnen zu tun haben. Aber auch Konflikte in der Partner- oder Nachbarschaft können mit räumlichen Strukturen zusammenhängen“, so Carina Prasser, zertifizierte Wohn- und Architekturpsychologin und Projektmanagerin bei Kiubo.

Humanwissenschaftlichen Qualitätsanalyse bei Kiubo

Eine humanwissenschaftliche Qualitätsanalyse, die die menschlichen Qualitäten von Wohnungen, Gebäuden und Siedlungen bestimmt, kann wichtige Zusammenhänge bis ins Detail sichtbar machen, Mängel sowie Defizite definieren und Potenziale sowie Möglichkeiten erkennen. „Mit unserem Konzept wollen wir einen erhöhten Erholungseffekt im Wohnraum, ein verbessertes Zusammenleben, positive Einflüsse auf die Entwicklung bei Kindern und Jugendlichen, positive Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit und Kommunikation fördern und zur Vermeidung von Konflikten beitragen. Um ein besseres Produkt mit nachhaltig positiver Wirkung auf die Benutzer:innen anbieten zu können, integrieren wir auch Aspekte der Wohn- und Architekturpsychologie bereits in der Planungsphase“, so Hans Schaffer, Geschäftsführer der Kiubo GmbH.

Da die soziale Nachhaltigkeit bei Kiubo großgeschrieben wird, wurde für das erste Wohnhaus in Graz eine humanwissenschaftliche Qualitätsanalyse erstellt. Dazu wurde das Gebäude mittels der acht Hauptebenen, welche die Lebensqualität von gebauten Strukturen definieren, betrachtet: Sensorik & Wahrnehmung, Soziale Beziehungen, Schutz/Sicherheit/Kontrolle, Aneignung & Personalisierung, Erholung & Stressbelastung, Entwicklung/Entfaltung/Lebensphasen, Raum & Verhalten sowie Gesundheit & Behaglichkeit.

„Warum wir das gemacht haben? Wer für die Zukunft baut, muss sich intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen. Dabei sind nicht nur ökonomische und ökologische, sondern auch soziale Aspekte zu berücksichtigen. Nur so entsteht ein nachhaltiges Gesamtkonzept“, so Florian Stadtschreiber, Geschäftsführer der Kiubo GmbH. Und ergänzt: „Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch das Thema der Ortsbindung. Dies meint die emotionale Bindung zu einem Ort nach längerer Aufenthaltsdauer. Nur wenn wir es schaffen, dass die Bewohner:innen auch eine emotionale Bindung zu Ihren Wohnungen und dem Gebäude haben, wird unser Konzept dauerhaft funktionieren.“ Einflüsse auf die Ortsbindung haben unter anderem eine naturnahe Gestaltung, ein guter sozialer Zusammenhalt eine gute Zonierung der Siedlungsstruktur, das Empfinden von Sicherheit, etc.

Die Ergebnisse

Das Kiubo-Gebäude in der Starhemberggasse weist einen hohen Wahrnehmungsgehalt auf. Durch seine begrünten Flächen und Öffnungen gibt es eine Vielzahl an Stimuli. Großzügige private Freiflächen bieten eine Aufenthaltsqualität. Aufgrund der gemeinschaftlich nutzbaren Flächen, welche auch Aneignungsmöglichkeiten bieten, ist hier Platz für soziale Interaktionen. Neben dem Gemeinschaftsraum, dem Wasch- und Trockenraum gibt es auch im Außenbereich eine Gemeinschaftsterrasse mit einem Outdoor-Griller.

Hinsichtlich Lebensphasenorientierung bietet das Kiubo-System viele Vorteile, da es sich an die Bedürfnisse und Wünsche der Bewohner:innen aufgrund der völligen Nutzungsflexibilität anpassen kann. Auch ein rasches Reagieren auf sich ändernde Bedürfnisse ist möglich. Die flexiblen Grundrisse bieten ein hohes Gestaltungspotenzial.  Das Gebäude zeichnet sich durch eine hochwertige Ausstattung und angenehme Materialien aus. Kiubo-Gebäude haben einen hohen Wiedererkennungswert.

Die Analyse zeigte, dass es Optimierungsbedarf in den Bereichen Zonierung und Übergängen gibt. Abschottungstendenzen der Bewohner:innen sind aufgrund nicht ausreichender Zonierung (Übergänge halbprivater zu privater Zone) bereits zu erkennen. Unter anderem sind die Erhöhung der Aufenthaltsqualität in dem gemeinschaftlich nutzbaren Gangbereich sowie die Schaffung halbprivater Bereiche weitere Empfehlungen.

„Wir planen künftige Kiubo-Projekte schon vorab unter den Aspekten der Wohn- und Architekturpsychologie zu analysieren, damit wir unseren Bewohner:innen ein bestmögliches Wohnen zur Verfügung stellen können“, so Hans Schaffer.