Nach einem Jahr des gemeinsamen Benchmarkings, der Datenanalyse und der Überprüfung durch Sachverständige stellt die auf der MIPIM 2022 ins Leben gerufene Low Carbon Building Initiative (LCBI), die die wichtigsten Akteure des Immobiliensektors vereint, die Methodik für die erste Version des Labels der Low Carbon Building Initiative vor.
In Europa gibt es viele Diskrepanzen in der Art und Weise, wie die Lebenszyklusanalyse (LCA) zur Bewertung der Kohlenstoffemissionen von Gebäuden eingesetzt wird, wobei viele unterschiedliche Indikatoren, Untersuchungszeiträume, Geltungsbereiche und Referenzgebiete verwendet werden. Durch die Schaffung von zentralen europäischen Vorgaben und Rahmenwerken zielt die von LCBI geförderte Methodik darauf ab, die Messung und Praxis der Lebenszyklusanalyse in ganz Europa mit einem reinen Kohlenstoffindikator (kgCO2e/m2) zu harmonisieren, der mit den lokalen Vorschriften übereinstimmt. Unter Berücksichtigung des gesamten Lebenszyklus von Gebäuden wird das künftige LCBI-Label deren Leistung anhand von drei Kriterien bewerten:
-dem gebundenen Kohlenstoff (Emissionen im Zusammenhang mit Bauelementen) gemessen in kg CO2e/m² über 50 Jahre
-dem betriebsbedingten Kohlenstoff (auf der Grundlage des Verbrauchs der Quellen von Energie),
gemessen in kg CO2e/m²/Jahr
-im Gebäude gespeichertem biogenen Kohlenstoff (Verwendung von Materialien aus biologischem Anbau), gemessen in kg CO2e/m²
Die LCBI-Bewertung des CO2 im Lebenszyklus wird in drei Stufen vergeben, die auf folgenden Kriterien beruhen:
-Vollständigkeit der Lebenszyklusanalyse 3
-Erreichen der Schwellenwerte für CO²-Emissionen, sowohl in Bezug auf den gebundenen Kohlenstoff als auch auf den betriebsbedingten Kohlenstoff
LCBI stützt sich auf die Erfahrungen der 2015 gegründeten Association Bâtiment Bas Carbone (BBCA), die in Frankreich Pionierarbeit bei den ersten Methoden zur Messung der CO2-Emissionen von Gebäuden über ihren gesamten Lebenszyklus geleistet hat. Mehr als 450 Projekte mit einer Fläche von 3.000.000 m² wurden von BBCA zertifiziert oder befinden sich im Prozess der Zertifizierung. Diese Erfahrung hat es ermöglicht, die Emissionen dieser Projekte, die 30 bis 50 % weniger emittieren als herkömmliche Bauten, erheblich zu reduzieren. Die von BBCA entwickelte Methodik inspiriert die französische Verordnung über CO2-arme Immobilien (RE2020), die seit Anfang 2022 in Kraft ist.
Das LCBI-Gütesiegel wird (beginnend mit Büro-, Hotel- und Wohnimmobilien) alle wichtigen Immobilienkategorien abdecken und sich auf Neubauten, Sanierungen sowie genutzte Gebäude beziehen. Das LCBI-Gütesiegel wird einen klaren Weg zur Reduzierung der CO2-Emissionen vorgeben und damit den Akteuren im Immobilienbereich helfen, die Fortschritte bei der Messung der CO2-Leistung ihres Gebäudebestands (über den gesamten Lebenszyklus hinweg) zu verstehen, verfolgen und planen. Die Messung des gebundenen und des betriebsbedingten CO2 stehender Gebäude ist besonders nützlich für die Planung von Umstrukturierungsprojekten. LCBI schlägt vor, die Messung der Lebenszyklus-CO2-Emissionen in den Mittelpunkt von Immobilienstrategien in ganz Europa zu stellen.
Mehr als zehn Immobilien von Sponsoren werden als „Pilotprojekte“ eingestuft, um eine erste Version des LCBI-Gütesiegels zu erstellen (zunächst mit Schwerpunkt auf Neubauten). Die Bewertungen sollen bis Ende 2023 veröffentlicht werden.
Arnaud Regout, Vorsitzender des LCBI-Beratungsausschusses, Chief Investment Officer bei BPI Real Estate (CFE Group), erklärt: „Die Reduzierung des CO2-Gehalts im Immobiliensektor ist ein zentrales Element im Kampf gegen den Klimawandel. Wir müssen auf europäischer Ebene handeln, um eine nachhaltige Zukunft für die Branche zu schaffen. Das LCBI-Gütesiegel ist das erste paneuropäische Gütesiegel für einen niedrigen C02-Ausstoß, das eine echte Chance bietet, gute C02-arme Praktiken in unserem Sektor zu fördern. Es wird zu einem nützlichen Berichterstattungsinstrument für gemischt genutzte Portfolios werden.“