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Materieller Wohlstand: Auswirkungen der Corona-Krise deutlich sichtbar

"Wie geht's Österreich", was materiellen Wohlstand, Lebensqualität und Umwelt betrifft? In der Studie von Statistik Austria bewertet ein unabhängiges wissenschaftliches Expertinnen- und Expertengremium jährlich die Entwicklung von 31 Schlüsselindikatoren in Österreich.
Michael Neubauer
ImmoFakten - Auswirkungen der Corona-Krise
ImmoFakten - Auswirkungen der Corona-Krise
© RTEMG

Wesentliche Indikatoren des materiellen Wohlstands wurden im COVID-19-Krisenjahr 2020 tendenziell negativ bewertet: Das Bruttoinlandsprodukt (-7,1 Prozent, real, pro Kopf gegenüber 2019) und der Konsum (-7,7 Prozent, real, pro Kopf) zeigten deutliche Rückgänge, die Arbeitslosenquote (von 4,5 Prozent auf 5,4 Prozent) und der öffentliche Schuldenstand (von 70,6 Prozent auf 83,2 Prozent) stiegen im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 an. Für einen Großteil der Schlüsselindikatoren im Bereich Lebensqualität gab es positive oder tendenziell positive Bewertungen: Die subjektive Lebenszufriedenheit lag weiterhin auf einem sehr hohen Niveau, das subjektive physische Unsicherheitsempfinden aufgrund von Kriminalität, Gewalt oder Vandalismus ging 2020 deutlich zurück (von 8,4 auf 5,7 Prozent). Etwas positiver als in den vergangenen Jahren, aber durchaus noch kritisch, bewertet das Expertengremium die kurzfristige Entwicklung der meisten Schlüsselindikatoren im Umweltbereich. Aufgrund des hohen Niveaus wurden der Energieverbrauch wie auch die Treibhausgasemissionen insgesamt trotz der Rückgänge im Jahr 2020 (Energie: -7,6 Prozent, Treibhausgase: -7,7 Prozent) neutral bzw. tendenziell negativ bewertet. Weiterhin sehr positiv wurde die Zunahme der Bio-Flächen sowie der Rückgang der Feinstaubexposition gesehen.

 Im Jahr 2020 schrumpfte die gesamte österreichische Wirtschaftsleistung real um 6,7  Prozent, die Bevölkerung wuchs um 0,4 Prozent und das reale BIP pro Kopf reduzierte sich damit um 7,1 Prozent. Für die EU-27 betrug der Rückgang des realen BIP pro Kopf 2020 6,0 Prozent. Österreich lag jedoch weiterhin mit 37.180 Euro (in Kaufkraftstandards) und Rang fünf deutlich über dem EU-27-Schnitt von 29.894 Euro. Der reale Konsum ging im Jahr 2020 um 7,7 Prozent zurück (EU-27: -6,1 Prozent). Dieser massive Rückgang lässt sich vor allem auf die Einschränkungen in den Bereichen Beherbergung und Gastronomie zurückführen, die in Österreich einen vergleichsweise hohen Anteil der Wirtschaftsleistung ausmachen.

Nach einem Rückgang der Arbeitslosigkeit aufgrund der besseren konjunkturellen Lage bis 2019 führte die COVID-19-Krise 2020 zu einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit von 4,5 Prozent auf 5,4 Prozent (EU-27: 7,1 Prozent). Dass der Anstieg nicht noch kräftiger ausfiel, lag insbesondere an den vielen Erwerbstätigen in Kurzarbeit.

Die Staatsverschuldung stieg in Österreich im Jahr 2020 in Folge der Mindereinnahmen und Mehrausgaben zur Eindämmung der Corona-Folgen um rund 35 Milliarden Euro auf 315,6 Milliarden Euro. Die Staatsschuldenquote wuchs im Laufe des Jahres von 70,6Prozent auf 83,2 Prozent des BIP, laut Maastricht-Vertrag darf der Schuldenstand eines EU-Mitgliedslands 60 Prozent des BIP nicht überschreiten.