„Die Pandemie hat einen tiefgreifenden Wandel der Arbeitswelt in Gang gesetzt. In Zukunft werden zwar nicht weniger, aber vielfach ganz andere Bürokonzepte benötigt werden. Diese neuen Anforderungen werden vor allem ältere Bestandsobjekte oft nicht erfüllen können, und schon deswegen werden in den kommenden Jahren zahlreiche Unternehmen einen Standortwechsel vornehmen", so Stefan Wernhart, Geschäftsführer der EHL Gewerbeimmobilien.
2020 hat Remote Working einen rasanten Siegeszug angetreten. Im Büro der Zukunft müssen nicht mehr möglichst viele Arbeitsplätze auf möglichst kleiner Fläche Platz finden, sondern es geht darum, einen Ort der Begegnung und der Zusammenarbeit zu schaffen, der attraktiv genug ist, dass Mitarbeitern die physische Anwesenheit im Büro nicht als Verpflichtung, sondern als positive Erlebnis ihrer Arbeitswelt empfinden.
Der Wiener Büromarkt hat den markanten Konjunkturabschwung in Folge der Coronapandemie 2020 überraschend gut verdaut und mit einer Neuvermietung von insgesamt 210.000 m² nach 220.000 m² im Jahr 2019 in etwa das vor dem Coronaausbruch erwartete Niveau erreicht. Die Leerstandsrate ist sogar weiter gefallen und liegt aktuell bei nur mehr 4,6 Prozent. Die Mieten blieben in allen Marktsegmenten stabil, teilweise sind sie in den Top- Projekten sogar leicht angestiegen.
Ausgehend von dieser soliden Basis ist auch für 2021 keine Büromarktkrise in Sicht: In der ersten Jahreshälfte ist zwar mit einer reduzierten Vermietungsaktivität zu rechnen, wenn die nun anlaufenden Impfungen die Rückkehr zur Normalität ermöglichen, sollte die Nachfrage aber rasch wieder auf das Vorkrisenniveau zurückkehren. Da heuer nur wenig Neuflächen (ca. 105.000 m²) auf den Markt gebracht werden und diese bereits hohe Vorverwertungsgrade aufweisen, wird der Leerstand weiter sehr niedrig bleiben. „Moderne Büroflächen in gut etablierten Businessclustern werden in Wien auch in Zukunft gut nachgefragt werden.
Wernhart rechnet damit, dass in Büros mittelfristig ein geringerer Teil der Gesamtfläche für klassische Arbeitsplätze benötigt wird. Freiwerdende Anteile werden dafür auf Kollaborations- und Kommunikationsflächen entfallen, die neben Besprechungen auch informelle Interaktion ermöglichen und fördern sollen.
Der Markt ist sehr stabil und daher wird die aktuelle Wirtschaftsflaute zu keiner deutlichen Abschwächung führen.