Die Dezentralisierung der Arbeit durch Remote Work bzw. New Work zwingt Immobilienbesitzer, Vermieter, Investoren und Verwaltung brennende Fragen auf: Welche Gebäude braucht es in Zukunft? Können Bestandsgebäude adaptiert werden? Wie müssen Räume ausgestattet sein, wenn Flexibilität und gemeinsam genutzte Flächen, also shared spaces, vermehrt in Büros Einzug halten? Und wie lässt sich trotz Unsicherheit planen? „So wie der Flächenbedarf pro Mitarbeiter durch New Work-Konzepte sinkt, steigen die Anforderungen an die Flexibilität des Nutzungskonzeptes eines Raumes“, fasst Martin Luptacik, Teamleitung Workplace Consulting bei Drees & Sommer Österreich, eine Grunderkenntnis zusammen.
Das Büro ist tot, lang lebe das Büro
Für die aktuelle Trendstudie „Workspace Benchmark“ befragte Drees & Sommer von Juli bis Oktober 2022 230 Personen verschiedener Unternehmen aus rund 20 unterschiedlichen Branchen. 93% der Befragten gehen demnach davon aus, dass mobiles Arbeiten ein fester Bestandteil des Arbeitslebens bleiben wird. 61% sehen in der Zukunft eine Flächenreduktion der Büros zwischen 21 und 30% kommen, 66% nutzen bereits das Desksharing-Prinzip – Tendenz deutlich steigend. „Die klassische Einzelarbeit am Schreibtisch, die Ruhe und Konzentration braucht, wird bevorzugt remote oder im Homeoffice erledigt werden. Büroräume hingegen müssen Produktivität und Innovation, Teamarbeit und direkte Kommunikation ermöglichen. Die zentrale Funktion des Büros der Zukunft besteht darin, Wissensaustausch durch Kollaboration zu ermöglichen. Dazu müssen Räume flexibel je nach Bedarf angepasst werden können“, bestätigt Luptacik. Gleichzeitig gibt er zu bedenken, dass bei aller Zusammenarbeit erfahrungsgemäß der Bedarf nach Ruhe bei der Arbeit größer ist als der Bedarf nach Kommunikation. Daher braucht es in Büros künftig neben Flächen zur Kollaboration und Kommunikation auch Fokusräume zum Rückzug und zur Konzentration.
Bestandsgebäude: Umbau statt Abbau
Bevor die Planung neuer Büroräume beginne, müssen unbedingt die Wünsche und Interessen der MitarbeiterInnen erfragt werden, empfiehlt Georg Stadlhofer, Geschäftsführer Drees & Sommer Österreich. Neben der Infrastruktur müssen Büros, die New Work ermöglichen sollen, Entscheidungsfreiheit, Wertschätzung, Unternehmenskultur und ein Wir-Gefühl vermitteln, Raumgestaltung und Möbelausstattung den Bedürfnissen und Interessen der Mitarbeiter entsprechen. „Menschen gehen wegen Menschen ins Büro. Nur wer die Bedürfnisse der Mitarbeiter kennt, kann echten Mehrwert bieten und New Work erfolgreich umsetzen“; so Stadlhofer.
Auch in Bestandsgebäuden seien New Work-Konzepte räumlich durchaus realisierbar. Als Beispiel nennt Stadlhofer den Climate Innovation Hub in der Wien Energie Spittelau. Im 1970er-Gebäude setzte Drees & Sommer erfolgreich auf drei Stockwerken das New Work-Konzept um, indem flexible und multifunktionale Flächen geschaffen wurden. Gleichzeitig wurden bei Bau, Ausstattung, Möblierung und laufendem Betrieb des Climate Innovation Hub Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft berücksichtigt.
Ein eigenes Büro für den CEO?