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Paris stimmt für 500 weitere autofreie Straßen

Grüne Fußgeherstraßen hatten bei der am Wochenende stattgefundenen Abstimmung mehr Zugkraft als 10.000 Parkplätze in Paris.
Dagmar Gordon
Paris
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Wer jetzt verwundert nach Paris schaut, sollte ein paar Eckdaten mitbedenken: Nur 4 Prozent der eingetragenen 1,4 Millionen Wähler und Wählerinnen gingen zu der Abstimmung, die bereits die dritte Befragung der Pariser Bürger in Sachen Verkehrspolitik war. Mit dem „Oui“ zu den autofreien Straßen werden in jedem Stadtteil rund 25 neue autofreie Straßen geplant und errichtet.

In Paris sinkt der Autoverkehr stetig

Zwei Drittel der Wege werden in Paris bereits jetzt zu Fuß zurückgelegt. Den Rest des Modal Splits teilen sich Autos und der Öffentliche Verkehr. Anne Hidalgo, die sozialdemokratische Bürgermeisterin von Paris, hat es in ihrer Amtszeit geschafft, bereits 220 der mehr als 6000 Straßen autofrei zu machen und zu begrünen. Seit 2002 ist der Autoverkehr in der französischen Hauptstadt um fast 50% gesunken, aber immer noch mehr als die Hälfte der Verkehrsflächen steht den Autos zur Verfügung.

Der Luftverschmutzung den Kampf ansagen

Paris führte eine Reihe von Initiativen zur Bekämpfung der Luftverschmutzung und zur Förderung der Mobilität ein, wobei der Schwerpunkt auf der Abschaffung von Dieselfahrzeugen und der Förderung von Fahrrad- und Carsharing-Diensten lag.

Als Schlüsselindikator für die Luftqualität sind die Konzentrationen von Stickstoffdioxid, einem Schadstoff aus Dieselmotoren, drastisch gesunken. Im Jahr 2019 lebten noch 250.000 Pariser in Gebieten, in denen die vorgeschriebenen Grenzwerte überschritten wurden. Im Jahr 2022 waren es nur noch 10.000. Ein bedeutender Fortschritt, auch wenn die aktuellen Werte noch weit von den internationalen Gesundheitszielen entfernt sind.

Feinstaub hingegen hält nun die europäischen Normen ein. Die allgegenwärtige Präsenz des Feinstaubs übersteigt jedoch immer noch die von der WHO empfohlenen Grenzwerte, was darauf hinweist, dass dieser unsichtbare Staub weiterhin eine große Belastung für die Gesundheit der Einwohner darstellt. Während sich einige Indikatoren verbessern, stagnieren andere oder geben Anlass zur Sorge. Die Ozonbelastung beispielsweise bereitet weiterhin Kopfzerbrechen und wird durch die globale Erwärmung noch verstärkt.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, ergreift Paris zahlreiche Initiativen: verstärkte Überwachung der Umgebung von Schulen und Kindergärten, Einsatz von Mikrosensoren zur genaueren Kartierung der Luftverschmutzung. In der näheren Umgebung von Schulen und Kindergärten darf mittlerweile nicht mehr mit dem privaten Wagen gefahren werden. All diese Maßnahmen sind Teil eines umfassenderen Ziels: Paris atmungsaktiv zu machen.

Die Bevölkerung zieht mit

Das neuerliche Votum für weitere 500 begrünte Straßen mit mehr Platz für Fahrradfahrer und breitere Wege für Fußgänger könnte aber unter Umständen nicht das Papier wert sein, auf dem es abgestimmt wurde. Denn wenn bei der 2026 stattfindenden Bürgermeisterwahl die Konservativen wieder an die Macht kommen, dann ist es wahrscheinlich schlecht bestellt, um die Pariser grünen Straßen. Da die Umsetzung der nun befürworteten Maßnahmen drei bis vier Jahre in Anspruch nimmt, könnten die Konservativen diesen Projekten die Unterstützung entziehen, was sie bereits angekündigt haben.