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ESG

PORR entwickelt emissionsreduzierte Baustoffe

„Grüner“ Asphalt als Innovationsträger
Michael Neubauer
Michael Neubauer
PORR entwickelt emissionsreduzierte Baustoffe
© PORR

Im Burgenland hat die PORR einen CO2-speichernden Radweg entwickelt. Optimierte Mischverfahren sind ein wesentlicher Teil der neuen ESG-Strategie der PORR. Sie liefern mit der Nutzung von Recyclingstoffen und der Absenkung von Produktionstemperaturen einen Beitrag zur CO2-Reduktion bei Bauprojekten.

Vor kurzem sorgte er für Aufsehen: Jener CO2-speichernde Radweg in der Gemeinde Pamhagen, den die PORR in einem Pilotprojekt gemeinsam mit der Wirtschaftsagentur Burgenland Forschungs- und Innovations GmbH und dem Land Burgenland errichtet hat. Dabei wurde dem „Grünen“ Asphalt Pflanzenkohle beigemischt – unter anderem aus Bruchschilf oder anderen regionalen landwirtschaftlichen Reststoffen. Eine Beimischung von bis zu 5 % ist möglich. Das im Pflanzenmaterial vorhandene CO2 wird durch das Pyrolyseverfahren in Form von Pflanzenkohle gebunden und kann so nicht mehr in die Atmosphäre entweichen.

Die PORR hat dabei im Burgenland gemeinsam mit den Projektpartnern die Asphaltrezeptur mitentwickelt, in der eigenen Großmischanlage adaptiert und eine praxistaugliche Asphaltmischung produziert. Damit wurde dann auch der Radweg errichtet. Im Rahmen ihres Bereichs Technologiemanagement und Innovation hat sie den Prozess begleitet und wird in weiterer Folge zunächst über einen Jahreszyklus die Dauerhaftigkeit des Asphalts evaluieren.

Optimierte Mischverfahren im Visier

„Dabei handelt es sich um ein sehr praxisnahes Forschungsprojekt, auf dem wir bei der PORR aufbauen werden, um weitere Anwendungsmöglichkeiten zu finden.“
—Karl-Heinz Strauss, PORR CEO

Optimierte Mischverfahren hat die PORR im Rahmen ihrer ESG-Strategie besonders im Visier. Vor- und nachgelagerte Prozesse – etwa die Herstellung und der Einkauf von Materialien oder Transport - verursachen einen großen Teil der Scope 3-Emissionen der PORR. Beton und Asphalt gehören dabei zu den größten Emissionstreibern der Bauwirtschaft. „Wenn wir unsere Mischverfahren optimieren, etwa durch die Zugabe von Recyclingstoffen oder durch energiereduzierte Prozesse, dann kommen wir unserer Vision einer CO2e-reduzierten Baustelle schon ein großes Stück näher“, so Strauss.

Verfügbarkeit als Herausforderung

Dabei gibt es einige Herausforderungen zu überwinden: So ist ein Hemmschuh, dass nicht immer genügend Grünschnitt und anderes Rohmaterial am Markt vorhanden ist, um in Kohle umgewandelt und beigemengt zu werden. Das gilt besonders für größere Straßenbauprojekte. Strauss: „Wenn wir für einen Kilometer Autobahn 10 - 15.000 to Asphalt benötigen, ist klar, dass es nicht einfach wäre, eine ausreichende Menge Pflanzenkohle zur Beimischung zu beziehen. Wir fangen also mit kleineren Projekten wie Radwegen oder Parkplätzen an.“

Zweitens müssen die Entwickler der Rezepturen bzw. die Zement- und Asphaltindustrie eng mit den Baufirmen und den Auftraggebern zusammenarbeiten. Im Vordergrund steht der Wunsch des Auftraggebers: Fordert dieser grünen Asphalt oder Beton ein, so ist das oft erst der Anstoß für die Einrichtung eines Pilotprojekts. „Gerade im Burgenland wurde hier großer Weitblick gezeigt.“ Und letztlich sind die Skalierbarkeit solcher Versuche und die Anwendung der neuen Mischungen auch eine Preisfrage. „Nur wenn die Kosten für den Auftraggeber darstellbar sind, werden wir größere Projekte sehen“, erklärt Strauss.

Produktionstemperaturen von Asphalt verringern

Gruppenweit ist die PORR in der Entwicklung und Anwendung emissionsreduzierter Baustoffe sehr aktiv. In ihrer Anlage in Wien Simmering hat sie beispielsweise im Vorjahr eine Asphaltmischanlage eingeführt, die bis zu 100 % Recyclingmaterial beimischen kann. Unterstützt wird die PORR bei ihren Weiterentwicklungen im Bereich nachhaltige Baustoffe durch die Bautech Labor GmbH, eine staatlich akkreditierte Prüfstelle und Tochtergesellschaft der PORR. Sie begleitet in allen Bereichen der Bauwirtschaft – von Asphalt, Beton, Bitumen und Gestein über Erdbau und Umweltchemie – fachlich und technisch, von der Rohstoffgewinnung über die Produktion bis hin zur Anwendung auf der Baustelle.

Dabei werden Innovationen wie der Grüne Asphalt, CO₂e-reduzierte Mischverfahren, höhere Recyclingquoten und temperaturreduzierte Produktionsprozesse vorangetrieben. Besonders liegt der Fokus darauf, die Produktionstemperaturen von Asphaltmischgut zu senken, um den Energieverbrauch zu minimieren und CO₂e-Emissionen deutlich zu reduzieren. Verschiedene Verfahren wie eine gezielte Bitumenadditivierung bei der Bitumenproduktion und technische Anpassungen an Produktionsanlagen sollen zu praxisgerechten, ressourcenschonenden Lösungen führen, die weiterhin höchste Qualitätsstandards sichern.