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Sozialbau will weg vom Gas

Mit einer "Gemeinschaftstherme" will Sozialbau-Direktor Ernst Bach den Wohnungsbestand fit für grüne Heizformen machen.
Lisa Grüner
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Der Umstieg von Gasthermen hin zu Wärmepumpen oder anderen grünen Heizformen ist nirgends so schwierig wie in mehrgeschossigen Wohnbauten in Städten. Das es geht, zeigt Ernst Bach auf einem Dachboden in der Miesbachgasse in Wien-Leopoldstadt. Seit zwei Wintern wird hier ein Drittel der Wohnungen mit grüner Wärme versorgt. Seit die Wärmepumpe läuft, führt der Direktor für den Bestand der Sozialbau AG Experten, Politiker und internationale Delegation durch diesen Dachboden.

Seit das Pilotprojekt in der Miesbachgasse gelungen ist und inzwischen 18 Häuser des gemeinnützigen Wohnbauträgers umgerüstet, weitere 15 in Bau und nochmals doppelt so viele in Planung sind, kann Bach einen Satz nicht mehr hören: "Es kann niemand mehr sagen, dass es nicht geht." 

egonnen hat Bachs Projekt damit, die Gasthermen, die es in jeder Wohneinheit gibt, zu zentralisieren. Damit die Kosten gering bleiben, war der Plan, vorerst weiter mit einer Gastherme zu heizen, diese aber nicht mehr in den Wohnungen aufzustellen, sondern auf dem Dachboden, sodass mit einer Therme mehreren Wohnungen versorgt werden - das Projekt "Gemeinschaftstherme" war geboren. In der Miesbachgasse nutzen bisher 8 der 21 Bewohner diese, für sie fällt die Thermenwartung und Rauchfangkehrung weg. Den 500 Liter Pufferspeicher ihrer Heizung sehen sie übrigens, wenn sie die Waschmaschine in der Waschküche befüllen. Aus statischen Gründen steht der Pufferspeicher nämlich nicht auf dem Dachboden, sondern im Keller.

Für Bach war von Anfang an klar, dass die Zentralisierung der Heizung und die "Gemeinschaftstherme" nur ein Zwischenschritt sind. "Aber erst wenn die Zentralisierung geschafft ist, stehen die Türen für eine andere Heizungsart offen", so Bach. Das Haus kann dann an die Fernwärme angeschlossen werden, oder die "Gemeinschaftstherme" wird, wie in der Miesbachgasse geschehen, durch eine Wärmepumpe ersetzt. Und weil sie am Dachboden steht und nur die Abluft über das Dach ausgeblasen wird, brauchte es keine Baubewilligung. Die Aufstellung am Dachboden hat auch andere Vorteile. So kann die Wärmepumpe die Wärmeverluste der Wohnungen ebenso nutzen wie die Sonneneinstrahlung, die den Dachstuhl an sonnigen Wintertagen erwärmt.

Optimierungspotenzial sieht Bach aber trotzdem. Würde man etwa die Standard-Heizkörper in den Wohnungen gegen Wärmepumpenkonvektoren - das sind Heizkörper mit einem Lüfter für besonders kalte Tage - tauschen oder die Fassade dämmen, könnte man die Vorlauftemperatur senken und so den Wirkungsgrad der Wärmepumpe erhöhen und dann sogar billiger als mit Gas heizen. Für die Miesbachgasse schwebt Bach aber ein noch viel größeres Projekt vor, gemeinsam mit benachbarten Zinshäusern soll ein Energienetz mit Erdwärmesonden entstehen.

Auch bei anderen Sozialbau-Häusern setzt Bach auf Erdsonden, denn dank der Erdwärme in 80 bis 100 Metern Tiefe lassen sich mit einer Wärmepumpe aus einer Kilowattstunde Strom nicht 2 oder 3 sondern 5 Kilowattstunden Wärme erzeugen. "So viel Styropor gibt es gar nicht, um mit Fassadendämmung den gleichen Spareffekt zu schaffen", so Bach. Dämmen werde dennoch immer wichtiger, auch um die Wohnungen bei Hitzewellen im Sommer kühl zu halten. (apa)