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Trendumkehr: Grössere Wohnungen sind wieder gefragt

Es werden im Mietbereich wieder deutlich mehr Drei- oder Vierzimmerwohnungen gesucht als in den Vorjahren.
Michael Neubauer
Wiener Wohnungsmarkt
Wiener Wohnungsmarkt
© REMG

Die Wiener Wohnungspreise steigen in der Pandemie ungebremst weiter. Der sehr hohen Nachfrage im Eigentums- und Vorsorgebereich stehe ein sehr kleines Angebot gegenüber, erklärte die Chefin von EHL Wohnen, Karina Schunker, in einem Online-Pressegespräch. Auch das sehr niedrige Zinsniveau begünstige das. Bei den Preisen für Eigentumswohnungen sei 2022 ein "markanter Anstieg von 5,5 bis 7 Prozent" zu erwarten, bei Neubau-Mieten eine "moderate" Teuerung im Inflationsbereich.

Als "leistbar" gelten neu errichtete Eigentumswohnungen in Wien mit etwa 5.000 Euro pro Quadratmeter - das sei das untere Preisniveau. Beim Gesamtkaufpreis liegt die Schwelle der Erschwinglichkeit den Angaben zufolge bei rund 300.000 Euro, also bei etwa 60 Quadratmetern. "Bei den Kaufpreisen sehen wir ein stetiges Wachstum, auch bei Nachbezugsprojekten - vor ein paar Jahren wurden diese noch deutlich billiger angeboten", stellte die Geschäftsführerin fest.

Dass das Preisniveau mittlerweile spürbar überzogen sei, wie Experten der Oesterreichischen Nationalbank immer wieder mahnen, findet Schunker nicht: "Das sehen wir tatsächlich nicht, gerade in den Außenbezirken sind Wohnungen für Käufer mit wenig Eigenkapital verfügbar." Zudem seien die Preise im Westen Österreichs und auch in anderen europäischen Hauptstädten wie etwa Madrid und Paris "deutlich höher als in Wien", sagte Schunker.

Auch mitten in der Pandemie sind Wohnungen sehr gefragt. "Wohnimmobilien waren am wenigsten von der Coronakrise betroffen - nur zu Lockdown-Zeiten gab es einen kurzen Nachfragerückgang", berichtete die Managerin. Danach sei die Nachfrage zum Teil sogar deutlich gestiegen - im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten seien in Wien um bis zu 40 Prozent mehr Eigentumswohnungen angefragt worden.

Das Angebot wird sich - nach einem Zwischenhoch 2022 - weiter verkleinern. Im abgelaufenen Jahr wurden in der Bundeshauptstadt 17.400 Wohnungen fertiggestellt - heuer sei (in Anbetracht der Baubewilligungen) mit 19.700 "ein absolutes Hoch an Fertigstellungen" zu erwarten. Doch schon in den Jahren darauf sei wieder mit deutlich weniger neuen Projekten am Markt und daher auch weiterhin steigenden Preisen zu rechnen. "Die Fertigstellungen werden in den nächsten Jahren wieder deutlich sinken und das Angebot verknappen", so die Immobilienexpertin. Daraus ließen alleine die nur 6.000 Baubewilligungen für Wohnungen im ersten Halbjahr 2021 schließen. "Rechnet man das hoch, dann ist das schon ein deutlicher Rückgang des Angebots." Derzeit gebe es immer wieder Lieferengpässe aufgrund der Rohstoffknappheit, fügte Schunker an. Dadurch könnte es da und dort zunächst zu Bauverzögerungen und damit auch Verschiebungen des Angebots kommen. 2022 werde die Zahl fertiggestellter Wohnungen voraussichtlich auf rund 18.000 zurückgehen.

Von Investoren aufgekauft wird schnell, vermietet hingegen etwas langsamer. Angesichts des aktuell noch hohen Angebots an neuen Mietwohnungen müssten die Investoren derzeit "mit etwas längeren Vermarktungszeiten" rechnen. "Das gilt vor allem für große Projekte mit 100 bis 400 Mietwohnungen, wo viele gleichzeitig fertig werden", weiß die Geschäftsführerin.

Hinzu kommt, dass derzeit Zwei-Zimmer-Wohnungen am Markt vorherrschen, Mieter in der Pandemie aber ein zusätzliches Zimmer für Home-Office oder Home-Schooling wollen. Aus Budgetgründen werden zwar mehr Zimmer, aber nicht mehr Quadratmeter gesucht. Dazu braucht es ein Umdenken bei den Grundrissen. "Das zusätzliche Zimmer wird seit Beginn der Pandemie stark gefragt, es gibt einen Trend weg vom Zwei-Zimmer-Appartement hin zu kompakten Drei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen", betonte Schunker.

Derzeit sei in Wien (ohne Innere Stadt) im Neubau im Schnitt mit einer Nettomiete (inklusive Betriebskosten) von 12,50 Euro pro Quadratmeter zur rechnen, "mit einer gewissen 'Range' nach oben oder unten je nach Bezirk". Wohnungen in Außenrandbezirken mit zumindest einer Busverbindung in fußläufiger Nähe kosten 9,50 bis 10 Euro pro Quadratmeter.

Da es aktuell ein Überangebot an Zwei-Zimmer-Wohnungen gibt, "sprechen Eigentümer hier längerfristige Mietverhältnisse aus", sagte Schunker. Der Trend gehe nun "weg von drei oder fünf Jahren in Richtung sieben bis zehn Jahren Befristung". Ab 2023 sei dann wieder im Mietbereich mit einem Rückgang des Angebots zu rechnen, da die Fertigstellungen zurückgehen.